SPD:Wieder mit Zeitplan

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Die Partei will die Frage der Kanzlerkandidatur nicht vorziehen, sondern Anfang 2017 klären - wie ursprünglich geplant. SPD-Chef Sigmar Gabriel ist es nun gelungen, ein Ausufern der Debatte zu verhindern.

Von Christoph Hickmann, Berlin

Die SPD hält an ihrem Zeitplan fest, erst Anfang nächsten Jahres über die Kanzlerkandidatur zu entscheiden. Nachdem die Debatte über mögliche Kandidaten am Wochenende weitergegangen war, stellte Parteichef Sigmar Gabriel am Montag in den sozialdemokratischen Spitzengremien nach Angaben von Teilnehmern die offene Frage, ob man am ursprünglich vereinbarten Zeitplan festhalten solle. Alle Redner, die sich dann an der ausführlichen Debatte zu diesem Thema beteiligten, bejahten dies nach Teilnehmerangaben.

In den vergangenen Tagen und Wochen hatte es zwischenzeitlich ausgesehen, als könnte es eine schnellere Klärung geben. Hintergrund waren Stimmen wie die des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil gewesen, der den Europapolitiker Martin Schulz zum geeigneten Kanzlerkandidaten erklärt hatte. Auf Gabriel angesprochen, hatte er sich deutlich zurückhaltender gezeigt. Bereits zuvor hatten mehrere Bundestagsabgeordnete intern Vorbehalte gegen Gabriel angemeldet.

Offensichtlich wollte Gabriel ein Ausufern dieser Debatte vermeiden, indem er in den Sitzungen der Parteigremien die Frage des Zeitplans thematisierte - und eine neue Festlegung auf die ursprüngliche Linie erreichte. Nach Angaben von Teilnehmern meldete sich auch Martin Schulz mit einer persönlichen Einlassung zu Wort. Demnach machte er klar, dass es ihm natürlich schmeichle, wenn man ihn als möglichen Kandidaten handele - ließ aber keinen Zweifel an seiner Verbundenheit mit Gabriel, als dessen Freund er gilt.

Sollte sich die SPD nun an ihren Zeitplan halten, könnte sie zunächst abwarten, ob für die Union wieder Kanzlerin Angela Merkel antritt. Außer Schulz und Gabriel, der offenbar zögert, gilt Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz als möglicher Kandidat. Als Parteivorsitzender hätte Gabriel den ersten Zugriff. Wegen seiner allenfalls mittelmäßigen Umfragewerte gibt es allerdings in der SPD Zweifel, ob er der Richtige wäre, um die Partei in den Wahlkampf zu führen.

© SZ vom 18.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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