Für Pablo Iglesias, den Chef der linksalternativen Partei Podemos in Spanien, ist die Sache erst mal gut ausgegangen: Rund 70 Prozent der Mitglieder der von ihm geführten Gruppierung, deren Name sich mit "Wir schaffen das" ins Deutsche übersetzen lässt, wollen ihn weiterhin als Parteichef sehen. Anlass der Internetabstimmung unter der halben Million eingeschriebener Parteimitglieder war die Aufregung, die es um einen Hauskauf gegeben hatte: Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Irene Montero, Fraktionssprecherin von Podemos in Madrid, hatte er für 600 000 Euro einen Bungalow mit Swimmingpool im 30 Kilometer von Madrid entfernten Städtchen Galapagar erworben. Parteifreunde warfen ihm vor, unglaubwürdig zu sein, da er stets Bescheidenheit gepredigt und seine Solidarität mit den ärmeren Bevölkerungsschichten herausgestellt hatte.
Iglesias legte zu seiner Verteidigung dar, dass er keineswegs zu den vermögenden Schichten gehöre. Vielmehr hätten Montero und er zusammen lediglich die Anzahlung von 60 000 Euro aufgebracht, das Gros der Kaufsumme decke ein Hypothekenkredit mit einer Laufzeit von 30 Jahren ab - ein sehr normales Kaufverhalten in Spanien und keineswegs ein Privileg der Eliten. Iglesias und Montero erwarten im Herbst Zwillinge. Beide lebten bislang getrennt und eher beengt. Auch handle es sich nicht um eine Luxusvilla, wie ein Großteil der Medien berichtet hatte, stellte Iglesias klar.
Am Freitag stimmt das Parlament über das Schicksal der Regierung Rajoy ab
Der 39-Jährige, im bürgerlichen Leben Universitätsdozent für Politikwissenschaften, hatte in der Vergangenheit keine Gelegenheit verstreichen lassen, darauf hinzuweisen, dass er in einem Madrider Arbeiterviertel wohnt, er also im Gegensatz zur "Politikerkaste" mit dem Alltag der Menschen bestens vertraut sei. Galapagar hingegen liegt, von Wäldern umgeben, zwischen dem berühmten Kloster El Escorial und einem Naturpark, nur wenige Kilometer von der Sierra de Guadarrama entfernt, einem beliebten Naherholungsgebiet der Madrilenen. Iglesias gelobte, in Zukunft Stimmungen in der Partei "mehr Achtung zu schenken".
Nachdem Podemos noch Anfang des Jahres bei Umfragen nicht über 15 Prozent hinausgekommen war, hat die Gruppierung in den letzten Wochen wieder stark zugelegt. Rückenwind gaben ihr die Berichte über die großen Korruptionsaffären der konservativen Volkspartei (PP) von Premierminister Mariano Rajoy. Podemos unterstützt ein Misstrauensvotum gegen Rajoy, das die oppositionellen Sozialisten (PSOE) wegen der Korruptionsaffären eingebringen wollen, die Abstimmung ist für Freitag angesetzt.
Allerdings zählen die beiden Fraktionen zusammen nur 156 der 350 Sitze in den Cortes, dem nationalen Parlament. Sie müssten die Abgeordneten der baskischen und katalanischen Regionalparteien auf ihre Seite bringen. Diese verlangen indes als Gegenleistung Zugeständnisse. So erklärte der neue katalanische Regionalpräsident Quim Torra, dass er mit einer möglichen künftigen Linksregierung in Madrid über die Abspaltung der abtrünnigen Region von Spanien verhandeln möchte. PSOE-Chef Pedro Sánchez lehnt die Sezession Kataloniens ab. Podemos-Chef Iglesias hingegen hätte nichts dagegen, die Katalanen über ihr Schicksal abstimmen zu lassen. Auch wäre eine Koalition aus PSOE und Podemos eine fragile Angelegenheit. Sánchez und Iglesias verstehen sich auf persönlicher Ebene nicht.
Spaniens Linke ist auch bei anderen Themen gespalten. Iglesias hatte gegen großen Widerstand in den eigenen Reihen 2016 ein Zusammengehen mit der Vereinigten Linken (IU) durchgesetzt, die aus der kommunistischen Partei hervorgegangen ist. Damit hatte er aber viele Aktivisten verprellt. Diese sehen in der IU eine Kaderpartei, die die Aufarbeitung ihres stalinistischen Erbes verweigert.