Spanien:Mahnung des Europäers

Der Sozialist González fodert die Tolerierung eine Mitte-rechts-Regierung. Seine Partei sollte auf ihn hören.

Von Thomas Urban

Wenn die Spanier zurückblicken auf bessere Zeiten, so fällt den meisten der Name Felipe González ein. Der war von 1982 bis 1996 Regierungschef. Damals trat das Land der Europäischen Gemeinschaft bei, verankerte seine Westbindung in der Nato, suchte die Gesellschaft in Riesenschritten den Anschluss an die Moderne.

Der Name González ist auch bei vielen Spaniern, die nicht Anhänger der von ihm geführten Sozialistischen Partei (PSOE) sind, positiv besetzt. Dass er am Ende seiner langen Regierungszeit ausgebrannt war, dass das Land in einem Korruptionssumpf versank und die Arbeitslosigkeit auf 25 Prozent kletterte, wird beim verklärenden Rückblick gern übersehen. Dieser so geachtete Felipe González, mittlerweile schlohweiß geworden und selten zu sehen in der Öffentlichkeit, mahnte nun auch seine Sozialisten: Lasst endlich den Sieger der letzten Wahlen, den konservativen Premierminister Mariano Rajoy, regieren. Europa stecke in einer tiefen Krise. Da dürften die spanischen Parteien, die sich aus egoistischem Kalkül blockieren und seit sieben Monaten keine Regierung bilden können, nicht noch mehr zur Destabilisierung beitragen.

González hat ein weiteres Mal bewiesen, dass er ein weitblickender Europäer ist, wie sie heute leider so rar geworden sind. Seine Sozialisten sollten die Mitte-rechts-Koalition, die sich nun in zarten Farben abzeichnet, tolerieren.

© SZ vom 11.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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