Spanien:Eta-Führer gefasst

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Der Baske Mikel Irastorza stand zwei Jahrzehnte lang auf den Fahndungslisten. Ihm wird vorgeworfen, an mindestens 20 terroristischen Sprengstoffanschlägen der Separatisten beteiligt gewesen zu sein.

Von Thomas Urban, Madrid

Einer der Führer der baskischen Terrororganisation Eta ist am Samstag in der französischen Ortschaft Ascain nördlich der Pyrenäen festgenommen worden. Nach dem 41-jährigen Mikel Irastorza hatten die spanischen Behörden seit zwei Jahrzehnten gefahndet. Ihm wird die Beteiligung an rund 20 Bombenanschlägen vorgeworfen, bei denen mindestens sechs Menschen den Tod fanden. Die französischen Behörden haben nun über seine Auslieferung nach Spanien zu entscheiden.

Der "Etarra" war in Frankreich schon dreimal festgenommen worden

Erst vor vier Wochen hatte der französische Geheimdienst ein Waffenarsenal der Eta entdeckt, allerdings nicht im Pyrenäenvorland, dem traditionellen Rückzugsgebiet der Untergrundorganisation, sondern im Wald von Compiègne im Norden.

Die Organisation "Baskenland und Freiheit" (Euskadi Ta Askatasuna) war 1959 während des Franco-Regimes gegründet worden, ihre Mitglieder kämpften für einen unabhängigen sozialistischen Staat. Madrid wirft ihr die Ermordung von 829 Menschen vor, 90 Prozent der Opfer kamen allerdings seit der Wiedereinführung der Demokratie nach Francos Tod 1975 um. Vor fünf Jahren verkündeten maskierte "Etarras" per Video das "Ende des bewaffneten Kampfes". Doch weigerten sie sich bislang, internationalen Vermittlern ihre Waffen und Sprengmaterial zu geben.

Irastorza ist bereits dreimal in der Südwestecke Frankreichs festgenommen worden, 2002, 2007 und 2009. Doch jedes Mal sah die Staatsanwaltschaft der Stadt Pau die Beweise aus Madrid für seine Beteiligung an Verbrechen als nicht stichhaltig an und setzte ihn wieder auf freien Fuß. Mehrere der ihm vorgeworfenen Anschläge zielten auf die Tourismusbranche, die Bomben explodierten zur Hauptsaison in Valencia und Alicante.

Spaniens neuer Innenminister Juan Ignacio Zoido betonte nun, die konservative Regierung in Madrid halte an ihrem Kurs der Kompromisslosigkeit fest. Spanische Experten schätzen, dass die Zahl der "Etarras" im Untergrund auf rund 50 gesunken sei. In seltener Übereinstimmung forderten linke wie auch konservative baskische Politiker die Regierung in Madrid auf, endlich ein Aussteigerprogramm mit der Eta auszuhandeln.

© SZ vom 07.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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