Skandal in Großbritannien:Britischer Lord soll Kopfgeld auf Obama ausgesetzt haben

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Zehn Millionen Pfund für die Ergreifung des US-Präsidenten: Ein Mitglied des britischen Oberhauses soll ein Kopfgeld auf Barack Obama ausgesetzt haben. Obwohl Lord Nazir Ahmed die Vorwürfe abstreitet, hat ihn seine Partei suspendiert.

Mirjam Moll

Da staunte die Führung der oppositionellen Labour-Partei in Großbritannien nicht schlecht, als sie am Sonntag aus den pakistanischen Medien erfahren musste, dass ein Mitglied ihrer Partei, ein Kopfgeld in Höhe von 10 Millionen Pfund auf US-Präsident Barack Obama ausgesetzt haben soll.

Baron Ahmed soll ein Kopfgeld auf den US-Präsidenten Obama und seinen Vorgänger Bush ausgesetzt haben. Das Mitglied der Labour-Partei streitet die Vorwürfe allerdings ab. (Foto: AP)

Bei dem Parteimitglied handelt es sich um Nazir Ahmed, 53, in Pakistan und England aufgewachsen. Als erster Muslim sitzt Baron Ahmed als Lord im Oberhaus des britischen Parlaments. In der Vergangenheit sorgte er schon mehrfach für Schlagzeilen, jetzt soll er ein Kopfgeld auf den amerikanischen Präsidenten ausgesetzt haben.

Pakistanischen Medien zufolge machte Ahmed die umstrittene Aussage bei einem Empfang in Harispur, einer Stadt im Norden der Hauptstadt Islamabad: "Wenn die USA eine Belohnung von 10 Millionen Dollar für die Ergreifung von Hafiz Saeed aussetzen können, kann ich ein Kopfgeld von 10 Millionen Pfund auf Präsident Obama und seinen Vorgänger George Bush aussetzen."

Hafiz Mohammad Saeed ist der Gründer der extremistischen Lashkar-e-Taiba-Gruppe, die für die terroristischen Anschläge in Mumbai (2008) verantwortlich gemacht wird. Anfang April setzten die USA eine Belohnung von zehn Millionen Dollar für Hinweise auf den Islamisten aus, der sich in Pakistan aufhalten soll. Nazir Ahmed soll das als " Beleidigung für alle Muslime" bezeichnet haben - ehe er sein Gegenangebot machte.

Die Labour-Partei, deren Mitglied Ahmed ist, suspendierte den Lord und will die Angelegenheit prüfen. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, verurteilte die Partei die Bemerkungen aufs Schärfste, diese seien "völlig inakzeptabel". Die Pressesprecherin betonte, dass die internationale Gesellschaft alles in ihrer Macht stehende tun müsse, um Gerechtigkeit für die Opfer des Mumbai-Attentats zu erringen und dem Terrorismus entgegenzutreten.

Ob es sich wirklich so zugetragen hat, ist umstritten. Dafür spricht, dass der Lord schon in der Vergangenheit mit harschen Aussagen auffiel, wenn es um die Belange von Muslimen ging. Dagegen spricht, dass Nazir Ahmed leugnet, das Kopfgeld ausgesetzt zu haben.

Der Nachrichtagentur Press Association sagte der Politiker: "Ich habe kein Kopfgeld ausgesetzt. Ich habe lediglich gesagt, dass in Irak und Afghanistan Kriegsverbrechen begangen wurden und diejenigen, die starke Vorwürfe gegen sie erheben - George W. Bush und Tony Blair, waren an illegalen Kriegen beteiligt und sollten zur Rechenschaft gezogen werden." Er wisse nicht, was daran falsch sei.

Bereits in den vergangenen Jahren hatte Ahmed für Schlagzeilen gesorgt. 2007 kritisierte er den Ritterschlag des islamkritischen Schriftstellers Salman Rushdie ( Die satanischen Verse): Das sei, als hätten Saudi-Arabien oder Afghanistan die Attentäter vom 11. September geehrt, sagte er damals.

Im gleichen Jahr verursachte er einen tödlichen Unfall, als er während der Fahrt sein Mobiltelefon bediente. Der Fahrer des Wagens, den Ahmed mit voller Wucht rammte, starb an den Folgen des Aufpralls. Der Lord, wie alle Life Peers auf Lebenszeit ernannt, wurde zu zwölf Wochen Gefängnis verurteilt. Bereits nach 16 Tagen wurde seine Strafe allerdings aufgehoben.

Die Liste der Fehlgriffe ließe sich beliebig fortsetzen. Das neueste Gerücht wirkt dagegen eher wie ein schlechter Scherz. Trotzdem sind alle großen britischen Medien darauf angesprungen.

Einige Pakistaner scheinen das ähnlich zu sehen: Auf Baron Ahmeds Facebook-Pinnwand sind zahlreiche Zustimmungsbekundungen eingegangen. "Wir sind stolz auf dich, Ahmed!", schreibt ein Nutzer aus Faisalabad, der drittgrößten Stadt Pakistans. "Du sprichst mir aus der Seele", so der Kommentar eines jungen Mannes: "Ich würde dir 10.000 Rupien von mir dazugeben!"

Wenn die pakistanischen Berichte stimmen, hat der Lord die Finanzierung aber längst geklärt. Ihnen zufolge will er sein Haus verkaufen, um die Belohnung von umgerechnet etwa zwölf Millionen Euro aufzutreiben.

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