Schule:Auf Kosten der Kinder

Die Regierung muss sich in die Bildungspolitik einmischen.

Von Constanze von Bullion

Die Bundeskanzlerin hat den Deutschen Schulpreis überreicht und bei dieser Gelegenheit versichert, sich des Themas künftig mehr annehmen zu wollen. Das klingt gut. Denn Bildung, so beteuern Politiker aller Sorte, sei ein Herzensanliegen. Nur kümmern mochte sich in der Bundesregierung bisher eben keiner um das lästige Zeug: heruntergekommene Schulgebäude, fehlende Ganztagskonzepte, Hunderttausende Kinder aus wenig gebildeten oder nicht-deutschen Familien, die beim Lernen den Anschluss verpassen.

Die Kanzlerin also will jetzt helfen, auch denen, die sich an Schulen engagieren. Die Geste aber kommt reichlich spät. Denn es war Merkels Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU), die sich der Verantwortung für Schulen stets entschlossen entzogen hat. Wanka förderte Forschung und Hochschulen, überließ Schulen aber der Zuständigkeit der Länder und pochte bis zuletzt aufs Kooperationsverbot. Formal war das korrekt, in der Sache aber Drückebergerei.

Eine Bundesministerin kann auch solche Anliegen vorantreiben, für die sie nur teilweise zuständig ist. Das hat Familienministerin Schwesig bei den Kitas vorgeführt. Sie sind primär Sache von Ländern und Kommunen. Schwesig schanzte den Ländern trotzdem Geld für Kitas zu, und wichtiger noch: Aufmerksamkeit. Wanka hingegen hat das Schulthema verpennt. Bezahlen werden andere, die Kinder.

© SZ vom 30.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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