Saudi-Arabien:Empörung über Todesurteil

Er war 17, als er für Reformen demonstrierte. Mit 21 Jahren soll er hingerichtet und öffentlich zur Schau gestellt werden: Ali Mohammed al-Nimr. (Foto: oh)

Er war 17, als er für politische Reformen demonstrierte. Jetzt, mit 21, soll ein junger Oppositioneller in Saudi-Arabien gekreuzigt werden.

Von Ronen Steinke, München

Die Entscheidung der saudischen Justiz, einen 21-Jährigen hinrichten zu lassen, der zur Tatzeit 17 Jahre alt war, hat weltweit Empörung ausgelöst. Der Verurteilte, Ali Mohammed al-Nimr, soll gekreuzigt werden, hatte am Mittwoch das Oberste Gericht bestätigt. Das bedeutet in Saudi-Arabien, dass er zunächst mit einem Schwert geköpft wird, bevor sein Torso an ein Kreuz geschlagen und öffentlich zur Schau gestellt wird. Als Schüler hatte Nimr 2012 an einer Demonstration für politische Reformen in der Stadt Katif im Osten Saudi-Arabiens teilgenommen. Er gehört der schiitischen Minderheit im Land an. Nimr wurde wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation und Angriffs auf die Polizei zum Tode verurteilt. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisiert, dass sein Geständnis unter Folter erzwungen worden sei.

Einen Termin, wann das Urteil vollstreckt wird, gibt es nicht, nach saudischem Brauch wird nicht einmal die Familie vorher informiert. Es ist deshalb auch möglich, dass der Fall noch lange hinausgezögert wird - ähnlich wie bei dem saudischen Blogger Raif el-Badawi, der wegen kritischer Meinungsäußerungen zu 1000 Stockhieben verurteilt wurde, die seither größtenteils ausgesetzt sind. Ali Mohammed al-Nimr ist der Neffe eines bekannten Geistlichen und Kritikers des Königshauses, Scheich Nimr. Dieser war einer der Anführer bei den Protesten 2012. Auch er wurde zum Tode verurteilt.

Nach der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN), welche Saudi-Arabien ratifiziert hat, sind Todesstrafen für von Minderjährigen begangene Taten verboten. Der Vorsitzende des UN-Rats für Kinderrechte protestierte ebenso wie Menschenrechtsgruppen, vorsichtigere Kritik übten ein Sprecher des französischen Außenministeriums und ein US-Außenamtssprecher.

© SZ vom 26.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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