Saudi-Arabien:Der neue König übernimmt ein schweres Erbe

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Der neue König: Salman Ibn Abdel Asis (Foto: AFP)
  • Nach dem Tod von König Abdullah folgt ihm sein Halbbruder Salman auf den Thron.
  • Der 79-Jährige hat viel Regierungserfahrung, gilt aber als gesundheitlich angeschlagen.
  • Herausforderungen für Saudi-Arabien sind der niedrige Ölpreis, die Konkurrenz mit der Regionalmacht Iran und die politische Instabilität in der Region.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo, und Lilith Volkert

Der König ist tot, es lebe der König: Bereits in der Nacht hat Prinz Salman Ibn Abdel Asis al Saud den Thron von seinem Halbbruder Abdullah übernommen. Dieser ist nach offiziellen Angabe in der Nacht gestorben, vermutlich an einer Lungenentzündung, und wird an diesem Freitag gemäß islamischer Tradition nach dem Mittagsgebet in Riad bestattet.

Wer ist Salman?

Salman ist einer von sieben Söhnen, die der saudische Staatsgründer Abdel Asis Ibn Saud mit Hassa al-Sudairi, einer seiner 17 Frauen, gezeugt hat. Er gilt als geradlinig, vermittelnd, ehrlich - und als gesundheitlich angeschlagen. Seit einem Schlaganfall ist ein Arm des 79-Jährigen teilweise gelähmt. Außerdem gibt es Gerüchte, Salman sei an Alzheimer erkrankt. Bei einem kurzen Fernsehauftritt nach dem Tod des Königs sprach er kurzatmig und war nur schwer zu verstehen.

Fast 50 Jahre lang war Salman Gouverneur der Provinz Riad, er hat also viel Regierungserfahrung. In dieser Zeit wuchs die Hauptstadt von 300 000 Einwohnern auf fast sieben Millionen. Nachdem der Arabische Frühling 2011 mehrere benachbarte Diktaturen ins Wanken brachte, wurde er saudischer Verteidigungsminister. Außerdem war er stellvertretender Regierungschef.

Wie sein Halbbruder und Vorgänger lehnt der neue König die Aufstandsbewegungen des arabischen Frühlings strikt ab, auch wenn sie die Rebellen in Syrien unterstützen. Politische Parteien und öffentliche Demonstrationen sind in Saudi-Arabien verboten, daran wird sich auch unter Salman wenig ändern. Es wird aber zumindest erwartet, dass er die vorsichtigen Reformen seines Vorgängers beibehält und weiterführt. Der hatte etwa Kommunalwahlen zugelassen, nicht aber sein Versprechen umgesetzt, dass Frauen abstimmen dürfen.

Welche Aufgaben kommen auf Salman zu?

König Abdullah ist aus Sicht des Königsreichs zu einem für Saudi-Arabien denkbar schlechten Zeitpunkt gestorben. Auf Salman kommen eine Reihe schwieriger Aufgaben zu, wobei er wegen der Krankheiten Abdullahs schon länger tief involviert war in die Führung des Königreichs.

Der historisch niedrige Ölpreis hat Saudi-Arabien zuletzt stark getroffen. Zwar soll das Königreich über 750 Milliarden US-Dollar Währungsreserven verfügen. Zwar wächst der Haushalt nominell noch. Doch hatte das Land regelmäßig bis zu einem Viertel mehr ausgegeben als im Budget vorgesehen. Jetzt muss es erstmals seit Jahren seine tatsächlichen Staatsausgaben senken. Experten zufolge ist die saudische Wirtschaft viel zu abhängig von den Einnahmen aus dem Ölgeschäft. Der Internationale Währungsfonds dringt schon lange darauf, dass das Land Subventionen abbaut, den Staatsanteil an der Wirtschaft verringert und neue Branchen neben der Ölindustrie entwickelt.

Im südlichen Nachbarland Jemen gibt es ein gefährliches Machtvakuum. Schiitische Huthi-Rebellen fordern seit Monaten die Regierung heraus, es droht eine neue Spaltung des Landes. Am Donnerstag traten nach monatelangem Aufstand der Miliz die Regierung und der Präsident zurück. Sollte sich die Lage nicht in den kommenden Tagen ändern, droht dem Land ein Bürgerkrieg, der auch für Saudi-Arabien zum Problem werden könnte - im Süden Jemens hat sich al-Qaida auf der arabischen Halbinsel festgesetzt, deren ultimatives Ziel der Sturz der saudischen Monarchie ist.

Saudi-Arabiens größter regionaler Rivale Iran steht gerade in wichtigen Verhandlungen mit den USA und den anderen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates. Sie sollen sicherstellen, dass Iran Kernkraft nur zivilen Zwecken nutzt und keine Atomwaffen entwickelt. Verlaufen sie erfolgreich, würden die Sanktionen gegen Iran zurückgenommen werden, das Land könnte triumphierend in die Weltgemeinschaft zurückkehren und über Nacht zum begehrten politischen und wirtschaftlichen Partner der Politik werden - sehr zum Missfallen des saudischen Königshauses.

Saudi-Arabien sieht sich als wichtigsten Verfechter des sunnitischen Islam. Auch deshalb unterstützte König Abdullah in Syrien den Aufstand gegen Präsident Baschar al-Assad. Dieser wird von der schiitischen Regionalmacht Iran gestützt - und scheint nach fast vier Jahren Konflikt weiterhin die Oberhand zu behalten.

Als eine seiner ersten Amtshandlungen ernannte Salman seinen 69 -jährigen Halbbruder Muqrin zum Kronprinzen. Der Thronfolge ist damit zunächst gesichert. Doch die Nachfolgedebatte im Königshaus ist absehbar: Salman und Muqrin sind die letzten beiden Söhne des Staatsgründers, die für den Thron in Frage kommen. Nach deren Tod kommen hunderte Prinzen als König infrage. Abdullah berief schon 2007 eine Nachfolgekommission ein, um den Übergang auf die Enkelgeneration vorzubereiten. Welche Rolle sie tatsächlich spielt, ist aber völlig unklar.

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