Sacharow-Preis für Menschenrechte:Europäisches Parlament ehrt iranische Oppositionelle

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In ihrem Heimatland weggesperrt, in Europa ausgezeichnet: Für ihr politisches Engagement wurden Nasrin Sotudeh und Jafar Panahi nun mit dem Sacharow-Preis für Menschenrechte geehrt. Für Parlamentspräsident Martin Schulz ist die Verleihung eine klare Absage an Teheran.

Jafar Panahi (li.) befindet sich derzeit auf freiem Fuß, Nasrin Sotudeh sitzt im Evin-Gefängnis. Beide wurden mit einem 20-jährigen Berufs- und Ausreiseverbot belegt. (Foto: AFP)

Das Evin-Gefängnis in Teheran ist für die politische Opposition Irans ein Schreckensort. Folter und Misshandlungen stehen auf der Tagesordnung, Manipulation und Einschüchterung bestimmen den Alltag der bis zu 3000 Inhaftierten. Wer dem Regime der Islamischen Republik politischen Widerstand leistet, endet allzu oft in diesem Gefängnis im Norden der Stadt. Vor der iranischen Präsidentschaftswahl 2009 las sich die Liste der Insassen wie das Who's Who der iranischen Opposition.

Zwei Iraner, die in das Evin-Gefängnis gehen mussten, sind die Anwältin Nasrin Sotudeh und der Regisseur Jafar Panahi. Für angebliche "Propaganda gegen die Staatsführung" wurden beide zu langjährigen Haftstrafen verurteilt und jeweils mit einem 20-jährigen Berufs- und Ausreiseverbot belegt. Das Europäische Parlament hat sie nun mit dem Sacharow-Preis für Meinungsfreiheit ausgezeichnet und damit ihr politisches Engagement gewürdigt.

Europaparlamentspräsident Martin Schulz teilte in Straßburg mit, dass die Entscheidung einstimmig gefallen sei. Die EU spreche damit ihre "Solidarität und Bewunderung" für einen Mann und eine Frau aus, die sich Einschüchterungen nicht beugen wollten, so Schulz. Der Preis sei auch "eine klare Absage" an das Regime in Iran.

Die 1965 geborene Anwältin Sotudeh hat nach den Unruhen um die Präsidentschaftswahlen 2009 zahlreiche inhaftierte Oppositionelle vor Gericht vertreten, darunter auch minderjährige Straftäter in Todeszellen oder die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi. Zudem setzt sie sich für die Gleichberechtigung von Frauen ein. Sotudeh gilt als Mitgründerin der Eine-Million-Unterschriften-Kampagne für Frauenrechte in Iran.

Wegen ihres Engagements befindet sich Sotudeh seit September 2010 in Haft. Im Januar 2011 wurde sie wegen "Angriffen auf die nationale Sicherheit" zu elf Jahren Gefängnis verurteilt. Darüber hinaus wurde gegen sie ein 20-jähriges Berufs- und Ausreiseverbot verhängt.

Auch Pussy Riot waren nominiert

Der 1960 geborene Jafar Panahi ist Regisseur. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1995 die Goldene Palme in Cannes sowie 2000 den Goldenen Löwen in Venedig. Seine Filme beleuchten den Alltag der Iraner, die Armut und die Situation der Frauen. Panahi unterstützte bei den umstrittenen Präsidentschaftswahlen 2009 die Oppositionsbewegung gegen Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad.

Im Dezember 2010 wurde Panahi zu sechs Jahren Haft und einem 20-jährigen Berufsverbot verurteilt. Ihm wird vorgeworfen, einen regimekritischen Film über die Wahlen und die anschließenden Ausschreitungen vorbereitet zu haben. Sotudeh und Panahi wurden von den Fraktionen der Sozialdemokraten, der Liberalen und der Grünen, von den EVP-Abgeordneten José Ignacio Salafranca und Elmar Brok (CDU) sowie elf weiteren Parlamentariern nominiert.

Außer den beiden Iranern waren die zu Lagerhaft verurteilten Musikerinnen der russischen Punkband Pussy Riot und der weißrussische Menschenrechtsaktivist Ales Beljazki für den mit 50.000 Euro dotierten Sacharow-Preis 2012 nominiert. Die feierliche Preisverleihung ist für den 12. Dezember in Straßburg geplant.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/rela - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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