Ryanair:Plötzlich kleinlaut

Der Billigflieger aus Dublin erregt schon seit längerer Zeit den Unmut von Kunden und Mitarbeitern. Das rächt sich jetzt.

Von Caspar Busse

Die Lieblingsrolle von Michael O'Leary ist die des Großmauls. Der Ryanair-Chef ist selten um einen flotten Spruch oder eine Provokation verlegen, und hatte lange Erfolg damit. Doch jetzt gibt er sich plötzlich kleinlaut. O'Leary muss öffentlich Abbitte leisten und Fehler einräumen. Die umfangreichen Flugstreichungen von Ryanair seien "ein Schlamassel" und könnten das Image der Billig-Airline aus Dublin nachhaltig beschädigen, räumt er ein.

Die vehemente öffentliche Kritik und die Empörung der Passagiere sind möglicherweise nur die Spitze des Eisbergs. Denn schon länger staut sich Unmut auf, und das rächt sich jetzt. Die Kunden werden oft schlecht behandelt. Wenn ihnen bei Verspätungen oder Flugabsagen Entschädigung zusteht, spielt Ryanair gerne mal auf Zeit. Wie bei vielen anderen Billig-Airlines mögen die Tickets zunächst zwar günstig sein, oft können dann aber Zusatzkosten entstehen, sodass der ursprüngliche Preisvorteil schnell schwindet.

Schlimmer noch: Ryanair geht auch mit seinem eigenen Personal nicht gut um. Piloten zum Beispiel verdienen deutlich weniger und sind teilweise als freie Mitarbeiter tätig. Kein Wunder, dass diese nun offenbar scharenweise die Firma verlassen, wenn sie ein besseres Angebot erhalten. Nicht ausgeschlossen, dass Flugpassagiere künftig bereit sind, woanders etwas mehr zu zahlen, wenn sie dafür Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit erhalten.

© SZ vom 20.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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