Riexinger auf Linken-Parteitag:Zwischen Krieg und Kuschelpädagogik

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Bernd Riexinger auf dem Linken-Parteitag in Dresden.  (Foto: REUTERS)

Hochwasser, Nazidemos, Syrien - Parteichef Bernd Riexinger springt in der ersten großen Rede des Linken-Parteitags von Thema zu Thema. Für den nötigen Motivationsschub soll eine sozialpädagogische Maßnahme sorgen. Als das nicht funktioniert, greift er zu einem anderen Mittel.

Von Antonie Rietzschel, Dresden

Als Linken-Chef Riexinger merkt, dass nur Einzelne mitmachen, lächelt er schief. Vielleicht wird ihm genau diesem Moment klar, dass hier eher ein kämpferischer Auftritt vonnöten gewesen wäre als Kuschelpädagogik. Die Stimmung könnte besser sein. Da nützt auch Bernd Riexingers Mitmach-Übung aus dem Lehrbuch der Sozialpädagogik nichts. Zu Beginn seiner Rede fordert er seine Zuhörer auf, dem linken Nachbarn auf die Schulter zu klopfen, dafür was die Partei geschafft hat.

Die Partei erreicht vor der Bundestagswahl gerade mal sechs bis acht Prozent. Ein großer Verlust gegenüber 2009. Damals war die Partei mit 11,9 Prozent in den Bundestag eingezogen. Der Linke gelingt es nicht, sich gegenüber den anderen Parteien zu profilieren. Über Mindestlohn oder günstigere Mieten, wird mittlerweile auch in der CDU diskutiert. Das einzige, was die Partei geschafft hat, ist, dass sie den großen Streit wie vor dem Parteitag im vergangenen Jahr in Göttingen vermieden hat.

Aber das reicht nicht. Riexinger muss seine Partei in Dresden für die Bundestagswahl motivieren. Der aber springt von Thema zu Thema, es fällt schwer ihm zu folgen: Hochwasser, Nazidemos, Syrien. Dazwischen verliert er sich in der Erörterung des Parteiprogramms: Angleichung der Ost-Renten, sozial-ökologischer Umbau, gegen Hartz IV. Von den Zuhörern kommt an dieser Stelle eher freundlicher Applaus.

Reizwort Steinbrück

Irritierend ist auch die Erklärung Riexingers, was die Linke eigentlich von der SPD will - oder eben nicht. Einerseits sagt Riexinger, dass die SPD mit gar keiner anderen Partei ihre Wahlkampfziele umsetzen könne als mit der Linken und ruft den Lagerwahlkampf aus. Andererseits lässt er keine Möglichkeit aus, den Spitzenkandidat Peer Steinbrück einen mitzugeben. Sprüche wie "Wer glaubt, dass Steinbrück die Banken an die Kette legt, der glaubt auch, dass man aus Haifischen Vegetarier machen kann."

Steinbrück ist ein Reizwort. Riexinger weiß das und streut Angriffe gegen den SPD-Spitzenkandidaten ein, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf sich zu ziehen.

Was aber noch besser funktioniert: Begriffe wie "Krieg" (kommt achtmal vor) oder "Waffe". Das verwendet er sogar dreimal hintereinander. Bei diesem Thema bekommt Riexinger jede Menge Applaus, sogar Jubel. Offenbar hätte allein dieses Thema gereicht, um Stimmung in die Halle zu bringen. Ein letztes Mal kommt Riexinger kurz vor Ende seiner Rede auf dieses Thema zu sprechen - und sichert sich sicher damit den obligatorischen stehenden Applaus nach der Rede eines Parteivorsitzenden. Das ist nicht viel. Aber doch mehr als diese erste große Rede des Parteitages verdient hätte. Am frühen Samstagmorgen redet die Co.Vorsitzende Katja Kipping. Die Prognose, was einen mitreißenden Auftritt angeht, sieht eher düster aus.

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