Razzia bei Linksextremen:"Gezielt und brutal"

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Großrazzia in Ostdeutschland gegen linke Gewalttäter: Mehrere Verdächtige sollen Neonazis rüde traktiert haben - von drei Vorfällen ist die Rede.

Christiane Kohl, Erfurt

In einer breit angelegten Razzia ist die sächsische Polizei am Dienstag gegen mutmaßliche Linksextremisten vorgegangen. Etwa 400 Beamte durchsuchten an die 20 Wohnungen und Geschäftsräume in Ostdeutschland. Wie die Staatsanwaltschaft Dresden mitteilte, wird wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt.

Unverblümter Appell zur Gewalt gegen Neonazis: Linksextreme Parole in Gardelegen (Sachsen-Anhalt). (Foto: ddp)

Als Beschuldigte werden 16 Männer und eine Frau genannt, denen gewaltsame Angriffe gegen Rechtsradikale vorgeworfen werden. So geht es unter anderem um Auseinandersetzungen, die sich am Rande der Demonstrationen gegen einen Aufmarsch von Rechtsextremen am 19. Februar 2011 in Dresden abgespielt hatten. Dabei sollen zwei Busse mit rechten Demonstranten, die in Freital bei Dresden parkten, von linken Gegendemonstranten mit Steinen beworfen worden sein.

Gegenstand des Ermittlungsverfahrens sind nach den Worten eines Sprechers der Staatsanwaltschaft Dresden verschiedene Überfälle auf rechtsorientierte Personen. Die Angriffe der Tatverdächtigen seien "ansatzlos, gezielt und zum Teil äußerst brutal" erfolgt, so der Sprecher. Bei den Durchsuchungen, die in Dresden, Leipzig, Grimma und diversen anderen Orten in Sachsen sowie am südöstlichen Rand Brandenburgs stattfanden, wurden nach Polizeiangaben zahlreiche Beweismittel beschlagnahmt, darunter Laptops, USB-Sticks und Mobiltelefone.

Konkret werden von der Staatsanwaltschaft drei Vorfälle genannt, die Gegenstand der Ermittlungen seien. So beispielsweise die Steinwurfangriffe auf die zwei in Freital geparkten Busse, bei denen die Tatverdächtigen laut Staatsanwaltschaft in Kauf genommen hätten, "dass durch die Steinwürfe die Fahrer verletzt werden könnten". Jedoch sei es gar nicht zu Verletzungen gekommen.

20 gegen drei

Ein weiterer Vorfall ereignete sich bereits im Oktober des Jahres 2009 in Dresden, als nach Polizeiangaben an die 20 vermummte Linksextreme drei Rechtsradikale angegriffen hätten, die von einer Demonstration in Leipzig zurückgekehrt waren. Die Männer seien mit Schlägen und Fußtritten traktiert worden, eines der Opfer habe eine Schädelfraktur erlitten.

Bei dem dritten Vorfall, der im Sommer 2010 stattfand, geht es um Auseinandersetzungen zwischen Links- und Rechtsradikalen, die sich als Folge eines Überfalls ereignet hatten, den Rechtsextreme zuvor auf ein linkes Wohnprojekt in Dresden verübt hatten. Ob auch gegen sie ermittelt wird, geht aus der Erklärung der Staatsanwaltschaft nicht hervor.

© SZ vom 13.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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