Rassismus in den USA:Michelle Obama spricht über die "täglichen Demütigungen"

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Michelle Obama vor ihrer Rede an der Tuskegee University. (Foto: AP)

Michelle Obama erzählt in einer Rede von den regelmäßigen Kränkungen, denen sie als Schwarze in den USA ausgesetzt ist. Für ihren emotionalen Appell erhält sie großen Applaus.

Neulich, beim White House Correspondents Dinner in Washington, hat US-Präsident Barack Obama einen Witz über die republikanischen Präsidentschaftskandidaten und ihre Gönner gemacht. Er ging so: "Die Koch-Brüder glauben eine Milliarde Dollar ausgeben zu müssen, um die Leute dazu zu bringen, einen dieser Kerle zu mögen." Kurze Pause. "Ich habe auch eine Menge aufgetrieben... aber mein zweiter Name ist Hussein." Gelächter im Saal.

Witze über Obamas "verdächtigen" zweiten Vornamen oder seine Hautfarbe funktionieren gut - solange sie vom Präsidenten selbst kommen. Doch die Vorbehalte des weißen, konservativen Amerikas gegenüber einer schwarzen Familie im Weißen Haus waren nicht immer zum Lachen, wie Obamas Frau Michelle jetzt erzählt hat.

"Die alten Probleme sind hartnäckig"

In einer Rede vor der Tuskegee University in Alabama gab die First Lady zu, die öffentliche Wahrnehmung im Jahr 2008, als die Obamas ins Weiße Haus einzogen, habe sie "umgehauen". "Ich fragte mich, wie mich die Leute eigentlich sehen." Zu der Zeit hatte sie der New Yorker auf seinem Titelbild als Terroristin dargestellt, mit buschiger Afro-Frisur und Maschinengewehr. Das sei zwar Satire gewesen, habe sie aber zum Nachdenken gebracht.

Barack Obama als Muslim, Michelle als Terroristin: so stellte der New Yorker das Präsidentenpaar im Jahr 2008 dar. (Foto: AFP)

Auf diese "täglichen Kränkungen" wollte sie ihr Publikum, das zum Großteil aus jungen Afroamerikanern bestand, aufmerksam machen: "Die Jahrzehnte alten Probleme sind hartnäckig und verschwinden nicht." Einmal, erzählte Obama, habe sie mit ihrem Mann die Fäuste zusammengestoßen. In den Medien sei die Geste danach als "Terroristen-Faust" bezeichnet worden. Das alles habe ihr schlaflose Nächte bereitet, und sie habe sich Sorgen um ihre beiden Töchter gemacht.

Und dann sprach Michelle Obama den Rassismus an, der in den USA unter der Oberfläche brodelt: "Ich weiß, dass diese kleinen Demütigungen nichts sind im Vergleich zu dem, was die Leute im ganzen Land täglich ertragen müssen - diese quälende Sorge, absolut grundlos angehalten oder kontrolliert zu werden; die Angst, dass deine Bewerbung aufgrund deines Namens übersehen wird; die Erkenntnis, dass, egal wie weit du es im Leben bringst, wie hart du arbeitest, um ein guter Mensch, eine gute Mutter, ein guter Bürger zu sein - dass es für manche Menschen nie genug sein wird."

Nach tödlichen Schüssen von weißen Polizisten auf schwarze Amerikaner, unter anderem in Ferguson und Baltimore, hat die Rassismus-Debatte in den USA an Fahrt aufgenommen. Am Ende bekam Michelle Obama viel Applaus für ihre Rede.

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