USA: Verbrechen:Bush-Berater ermordet auf Müllkippe entdeckt

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Als Militärexperte hat John Wheeler lange Jahre für die US-Regierung gearbeitet. Nun wurde seine Leiche auf der Müllkippe gefunden. Sein Tod gibt der Polizei Rätsel auf.

Julia Jendrsczok

Eine Mauer aus schwarzem, poliertem Granit spiegelt den Betrachter. Eingravierte Namen erinnern an mehr als 85.000 Gefallene des Vietnam-Kriegs. John P. Wheeler, der Vater der Gedenkstätte in Washington, hat die Hölle des Krieges selbst erlebt und überlebt. Nun ist sein Leben dennoch auf brutale Weise zu Ende gegangen. Seine Leiche wurde auf einer Müllkippe gefunden.

Die Amerikaner nennen sie nur "The Wall", die Mauer - John P. Wheeler vor der Gedenktafel für die gefallenen Soldaten von Vietnam in Washington. (Foto: AP)

Ein Mitarbeiter der Müllabfuhr machte den grausigen Leichen-Fund, als er seinen Müllwagen auf der Cherry Island Mülldeponie in Wilmington entleerte, einige Kilometer von Wheelers Zuhause entfernt, und dabei auch die Leiche des 66-Jährigen auf den Müllberg fiel. Der Wagen hatte zuvor den Müll von ungefähr zehn Standorten in Newark eingesammelt, bevor er zu der Deponie fuhr.

Die Polizei ist sich nicht sicher, aus welchem Container die Leiche stammt. Fahnder durchsuchten auch Wheelers Haus in New Castle (Delaware), gehen aber nicht davon aus, dass es sich dabei um den Tatort handelt. Klar scheint aber, dass es Mord war.

Wheeler war nicht als vermisst gemeldet, Freunde von ihm berichten, sie hätten um Weihnachten herum noch E-Mail-Kontakt mit ihm gehabt. Am 28. Dezember wollte er einen Zug von Washington nach Wilmington nehmen, doch die Ermittler sind sich nicht sicher, ob er diese Reise tatsächlich angetreten hat. Völlig unklar sind auch die Hintergründe der möglichen Bluttat. Sicher ist aber: Das Opfer ist ein profilierter Militär, der es als Berater bis ins Weiße Haus geschafft hat.

Wheelers Karriere verlief geradlinig: Nach seinem Abschluss an der US-Militärakademie West Point im Jahr 1966, mitten in der Zeit des Vietnamkrieges, diente Wheeler fünf Jahre in der US-Armee und trat damit in die großen Fußstapfen seines Vaters, selbst hochdekoriert. 1971 zog sich der Sohn vom Militär zurück und arbeitete für Ronald Reagan, George Bush Senior und später als Militärexperte der Air Force für George W. Bush Junior.

Warnung vor Cyber-Attacken auf US-Waffensysteme

Während der Bush-Regierung arbeitete er als Berater des US-Präsidenten. Wheeler warnte 2008 davor, die USA könne Ziel einer Cyber-Attacke werden. Er fürchtete virtuelle Angriffe auf US-Waffensysteme und forderte, diese sicherer zu machen. Am Tag nach Weihnachten hatte er seinem langjährigen Freund Richard Radez eine E-Mail geschrieben, in der er betonte, die USA seien nicht ausreichend auf einen Cyber-Angriff vorbereitet und müsse sich dringend für zukünftige Kriege im Netz rüsten.

Vor seinem Tod war Wheeler außerdem in einen Rechtsstreit über die Errichtung eines Hauses in seiner Nachbarschaft verwickelt, wie sein Anwalt der New York Times berichtete. Seit 2008 hatten er und seine Frau darum gekämpft, dass der Bau in der Nähe eines Parks gestoppt wird. Das Gebäude sei einfach zu groß, hatten die Wheelers moniert. Der Fall ist bis heute nicht geklärt. Ob der Mord an ihm je aufgeklärt wird, ist ungewiss.

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