Putschversuch in Mali:Meuternde Soldaten übernehmen Präsidentenpalast

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Meuternde Soldaten haben nach eigenen Angaben die Regierung im westafrikanischen Mali gestürzt. Das '"inkompetente Regime" sei abgesetzt worden, weil es "unfähig" sei, mit einer Rebellion im Norden des Landes umzugehen.

Im westafrikanischen Mali haben Putschisten nach eigener Darstellung die Macht übernommen und Präsident Amadou Toumani Toure für abgesetzt erklärt. Ein Komitee habe die Verantwortung übernommen und der Herrschaft Toures ein Ende bereitet, erklärten die meuternden Soldaten im Staatsfernsehen.

Zivilisten jubeln meuternden Soldaten in Bamako zu: Das westafrikanische Mali erlebt offenbar einen Staatsstreich. (Foto: AP)

Es seien "alle Institutionen" des Landes aufgelöst und die Verfassung außer Kraft gesetzt, sagte ein Soldatensprecher. Der Anführer der Soldaten, Hauptmann Amadou Sanogo, sagte im Rundfunk, es werde von Donnerstag an eine Ausgangssperre verhängt. Die Putschisten bezeichnen sich selbst als "Nationales Komitee für die Errichtung der Demokratie und die Wiederherstellung des Staates".

Eine Bestätigung der Angaben von Seiten der Regierung lag nicht vor. AFP berichtet unter Berufung auf eine unabhängige Quelle aber, dass sich Präsident Touré nicht mehr im Palast in der Hauptstadt Bamako aufhalte. Über seinen Aufenthaltsort gab es zunächst keine Informationen. Zuvor war berichtet worden, der seit 2002 amtierende Präsident befinde sich "an einem sicheren Ort".

Die Putschisten werfen dem Präsidenten vor, dass es ihm nicht gelungen nicht gelungen sei, einen Tuareg-Aufstand im Norden des Landes zu beenden. In den vergangenen Wochen hatte es wiederholt Forderungen aus der Armee gegeben, die Regierung müsse die Soldaten im Kampf gegen den von Tuareg angeführten Aufstand im Norden des Landes besser ausrüsten.

Die Meuterei hatte am Mittwoch begonnen. Beim Besuch von Verteidigungsminister General Sadio Gassama auf einem Militärstützpunkt hätten junge Rekruten in die Luft gefeuert und das Auto des Ministers mit Steinen beworfen, berichteten Soldaten. Die Aufständischen stürmten das Gebäude des staatlichen Rundfunks und attackierten dann den Präsidentenpalast. Augenzeugen berichteten von heftigen Gefechten am späten Abend.

Die für Autonomie kämpfenden Tuareg hatten Mitte Januar im Norden Malis ihre größte Offensive seit dem Jahr 2009 gestartet. Verstärkung erhielten sie offenbar von zurückgekehrten Rebellen, die in Libyen für den im vergangenen Jahr getöteten Machthaber Muammar al-Gaddafi gekämpft hatten.

Seither kamen bei den Kämpfen zahlreiche Menschen ums Leben. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind mehr als 172.000 Menschen auf der Flucht. Das Nomadenvolk der Tuareg zählt rund 1,5 Millionen Menschen, die in Algerien, Burkina Faso, Libyen, Mali und im Niger leben.

Ban Ki Moon "zutiefst besorgt"

Angesichts der gewaltsamen Meuterei rief der UN-Sicherheitsrat zu Ruhe auf. Mitgliedsstaaten hätten sich "besorgt" über die militärischen Unruhen in dem westafrikanischen Land geäußert, sagte der britische UN-Botschafter Mark Lyall Grant, der dem wichtigsten Gremium der Vereinten Nationen derzeit vorsitzt. Die verfassungsmäßige Ordnung in dem Land müsse gewahrt bleiben.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte sich ebenfalls "zutiefst besorgt" über die Vorgänge in Mali. Er rief nach Angaben eines Sprechers dazu auf, den Konflikt "friedlich und innerhalb des demokratischen Prozesses" auszutragen. Am Donnerstag will sich der UN-Sicherheitsrat bei einem Dringlichkeitstreffen über die Vorgänge in Mali unterrichten lassen.

© Süddeutsche.de/Reuters/dpa/AFP/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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