Prozess gegen Kreml-Kritiker:Haftverkürzung für Chodorkowski

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Im Fall des früheren Ölmanagers Michail Chodorkowski hat ein Berufungsgericht überraschend die Haftstrafe um ein Jahr reduziert. Der Kremlkritiker kommt demnach 2016 frei. Die Hoffnung auf einen Freispruch erfüllte sich nicht.

Der Kremlkritiker und frühere Ölmanager Michail Chodorkowski kommt schon ein Jahr früher frei als ursprünglich vorgesehen. Ein Moskauer Berufungsgericht hat am Dienstag zwar das Urteil der Vorinstanz gegen den 47-Jährigen bestätigt, aber gleichzeitig überraschend die Haftstrafe reduziert. Die Gesamtstrafe beträgt nun 13 Jahre und nicht wie im Dezember von der ersten Instanz festgelegt 14 Jahre Haft. Demnach kommt der 47-Jährige schon 2016 und nicht erst 2017 frei.

Der frühere Ölmanager und Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski bleibt bis 2016 in Haft. Die Hoffnung auf einen Freispruch erfüllte sich nicht, allerdings wurde die Haftstrafe überraschend um ein Jahr reduziert. (Foto: dpa/dpaweb)

Chodorkowski war im Dezember für schuldig befunden worden, Öl im Wert von 25 Milliarden Dollar von drei Tochterfirmen seines Ölkonzerns Jukos gestohlen zu haben. Der ehemalige Öl-Oligarch verbüßte bereits zuvor eine achtjährige Haftstrafe, die in diesem Jahr zu Ende gegangen wäre und die auf die 13 Jahre Haft angerechnet wird. Als treibende Kraft hinter der Verurteilung galt der russische Ministerpräsident und ehemalige Staatspräsident Wladimir Putin. Bei der Anhörung am Dienstag griff Chodorkowski die russische Justiz scharf an.

Hinter seiner Verurteilung im Dezember wegen Unterschlagung und Geldwäsche stehe eine "giftige stalinistische Spinne", sagte er. Chodorkowski bezeichnete die gegen ihn erhobenen Vorwürfe als absurd. Die Richter müssten das Urteil aufheben, andernfalls wären sie nicht besser als "die Kriminellen, die auf das Gesetz spucken", sagte er vor der Urteilsverkündung sichtlich aufgebracht vor Gericht.

"Ich habe nichts mit Kriminellen zu besprechen, auch nicht mit solchen in einer Richterrobe. Ich brauche keine Gnade von Verbrechern." Es war eine Attacke gegen das Gericht, das über sein Schicksal entscheidet. Die Assistentin des Richters, der das Urteil im Dezember sprach, erklärte später, das Urteil sei von Richtern des Moskauer Stadtgerichts geschrieben worden, die nun über die Berufung entschieden haben.

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