Protest-Brief gegen türkischen Ministerpräsidenten:Prominente werfen Erdogan Propaganda im Nazi-Stil vor

Ein offener Brief in der britischen "Times" erzürnt die türkische Regierung: Internationale Prominente kritisieren die Gewalt gegen Demonstranten und werfen Ministerpräsident Erdogan "diktatorische Herrschaft" vor. Dieser will die Zeitung und die Verfasser des Briefs verklagen, auch der türkische EU-Minister Bagis kritisiert das Schreiben scharf.

Internationale Prominente haben dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan in einem offenen Brief in der britischen Zeitung The Times Propaganda im Nazi-Stil vorgeworfen ( hier ein Foto des Briefes bei der türkischen Zeitung Hürriyet). Der türkische EU-Minister Egemen Bagis kritisierte das Schreiben als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" und als "Volksverhetzung", wie die türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtet. Erdogan kündigte bereits am Freitag an, die Unterzeichner und die renommierte Zeitung zu verklagen.

Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem Oscar-Preisträger Sean Penn, Ben Kingsley und Susan Sarandon sowie der türkische Starpianist Fazil Say. In dem bereits am Mittwoch veröffentlichten Brief an Erdogan verurteilen sie das harte Vorgehen gegen friedliche Demonstranten. Obwohl durch die "unbeschreiblich brutale Gewalt" der Polizei mehrere Menschen getötet worden seien, habe Erdogan kurz nach der Räumung des Gezi-Parks Mitte Juni eine Massenkundgebung in Istanbul abgehalten, "die an den Reichsparteitag erinnerte".

In dem Brief wird dem demokratisch gewählten Ministerpräsidenten außerdem eine "diktatorische Herrschaft" vorgeworfen. "In Ihren Gefängnissen sitzen mehr Journalisten als in denen in China und im Iran zusammengenommen", heißt es in dem Schreiben. Erdogan nenne die Demonstranten "Marodeure" und "Hooligans" und unterstelle ihnen sogar, vom Ausland geführte Terroristen zu sein. Dabei wollten sie lediglich, dass die Türkei eine säkulare Republik bleibe.

© Süddeutsche.de/dpa/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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