Prostitution:Worum geht's?

Der große Wurf zur Regulierung der Branche fällt aus.

Von Ulrike Heidenreich

Prostitution ist ein Geschäft, das sich lohnt. Das Statistische Bundesamt schätzt den Jahresumsatz in Bordellen und auf den Straßen auf etwa 15 Milliarden Euro. Die "Ware Mensch" wird oft in einem gefährlichen System gehandelt, die Abgründe sind dunkel. Seit Jahren will die Politik hier Licht und Sicherheit hineinbringen. Dies gelingt ihr nur sehr schlecht. Dass die große Koalition sich nun auf Strafgesetze zur Bekämpfung von Zwangsprostitution verständigt hat, ist ein Versuch, der dieses Versagen zumindest abmildern könnte.

Strafrechtliche Regelungen, wonach sich Freier künftig strafbar machen, wenn sie wissentlich die Zwangslage der Opfer von Menschenhandel ausnutzen, sollen ausdrücklich eine Ergänzung sein zum Prostitutionsschutzgesetz. Das ist nötig. Denn mit dem Gesetzentwurf, der Ende März nach langem Ringen beraten wird, sind die meisten unglücklich. Hilfsorganisationen geht der Schutz junger Frauen nicht weit genug, Hurenverbände hingegen fühlen sich durch Anmelde- und Beratungspflicht stigmatisiert.

In Norwegen oder Schweden gibt es schon länger ein generelles Verbot der Prostitution. Nicht der Verkauf, sondern der Kauf von sexuellen Dienstleistungen wird dort kriminalisiert. Deutschland bessert nach, macht hier ein Gesetz, schafft dort neue Straftatbestände. Der große Wurf aber fehlt. Unklar bleibt, worum es dem Staat eigentlich geht.

© SZ vom 08.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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