Profil:Stephen Ross

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Stephen Ross: Der Milliardär aus den USA ist womöglich bald der neue Besitzer der Formel 1. (Foto: Tim Ireland/AP)

Der amerikanische Milliardär kauft womöglich bald die Formel 1.

Von René Hofmann

Bernie Ecclestone sprach so leise, dass er kaum zu verstehen war - und viel sagte er auch nicht. Die wenigen Nuschelworte aber, die am Telefon durchdrangen, hatten es in sich. In einer Schalte zu einem Sportkongress in Kitzbühel kündigte der 84 Jahre alte Formel-1-Vermarkter am Dienstagabend an, die höchste Motorsportkategorie werde bald den Besitzer wechseln. In den nächsten drei Monaten schon.

Die Formel 1 in neuen Händen: - so eine Nachricht schlägt Wellen. Und provoziert umgehend Spekulationen: Wessen Hände könnten das sein? Gehandelt werden viele reiche alte Männer: der Österreicher Dietrich Mateschitz, 71, dem zwei Formel-1-Teams gehören. Der US-Unternehmer John Malone, 74, größter Anteilseigner des Medienkonzerns Discovery, der sich im Sommer die Europa-Rechte an den Olympischen Spielen von 2018 an sicherte. Der Australier Rupert Murdoch, 84, durch dessen Pay-Sender die Formel 1 schon rast. Ecclestone selbst. An der Spitze der Kandidatenliste aber steht Stephen Ross.

Der 75-Jährige begann seine Karriere als Steueranwalt in den Sechzigerjahren in Detroit. Dann wechselte er nach New York, wo er mit seinem Wissen, wie sich mit Investitionen in den staatlich geförderten Wohnungsbau Steuern sparen ließen, Klienten half, ihr Vermögen zu mehren. Später tat er dies über Immobiliengeschäfte für sich selbst. Inzwischen sollen gut sechs Milliarden Dollar zusammengekommen sein.

Ross gilt als Kopf eines Konsortiums, mit dem die aktuellen Formel-1-Eigentümer tatsächlich Gespräche geführt haben, heißt es in Branchendienste. Der andere maßgebliche Teil der Gruppe ist angeblich die katarische Staatsholding Qatar Sports Investments. Das würde passen: Das Emirat am Persischen Golf ist bekanntermaßen bemüht, mit Sport Aufmerksamkeit zu erregen. In diesem Jahr fand dort die Handball-WM statt, 2019 wollen die Leichtathleten zu ihren Welttitelkämpfen vorbeischauen, 2022 die Fußballer.

Auch Ross hat eine Sport-Affinität. Seit 2009 ist er Mehrheitseigner des American-Football-Teams Miami Dolphins. Er saß im Führungszirkel der New Yorker Bewerbung um die Sommerspiele 2012 und hat den Champions Cup mitinitiiert, eine Turnierserie, zu der in der Sommerpause viele namhafte Fußballklubs in den USA antreten. Kürzlich hat er zudem in eine Liga investiert, die Drohnen-Rennen groß herausbringen will. Bei ihm wäre die Formel 1 zumindest in erfahrenen Händen.

Aktuell der größte Formel-1-Anteilseigner ist CVC Capital Partners. Das Finanzunternehmen hält 35,5 Prozent. Im Juli ließ es verlauten, dass es keine Eile habe, sich von diesen zu trennen. Ein Investment länger als zehn Jahre zu halten wäre für die Firma aber ungewöhnlich; die Formel-1-Rechte erwarb sie im November 2005. Ecclestone dürfte trotz seines Alters auch unter einem neuen Besitzer oberster Verkäufer bleiben. Sein Wissen um das Metier gilt als unbezahlbar.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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