Profil:Sally Yates

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(Foto: Aaron P. Bernstein/Reuters)

Frühere US-Justizministerin und Zeugin in Trumps Russland-Affäre.

Von Sacha Batthyany

Sally Q. Yates mag eine Nebenfigur gewesen sein in den ersten Monaten von Donald Trumps Präsidentschaft. Aber die Ereignisse rund um die Entlassung der 56-Jährigen werfen Fragen auf und weisen auf einen Konflikt hin, der bis heute ungeklärt ist. Wie man nun weiß, wandte sich die damals amtierende Justizministerin Yates an das Weiße Haus, als Trump noch keine Woche im Amt war. Sie sagte, sie habe "wichtige Dinge" zu besprechen - Yates hatte Informationen über Trumps Sicherheitsberater Michael Flynn. Sie wusste, dass Flynn mit Sergej Kisljak, dem russischen Botschafter in den USA, über die Aufhebung der Sanktionen gesprochen hatte, diese Gespräche aber stets verneinte.

"Das machte Flynn für die Russen erpressbar", sagte Yates nun vor einem Kongressausschuss. Damit brachte sie die zuletzt kaum mehr verfolgten Anschuldigungen wegen möglicher Verbindungen von Trumps Wahlkampfteam zu Russland wieder ins Rampenlicht.

Als die Juristin ihren Präsidenten warnte, wollte sie Schaden von dem Staat abwenden, dem sie seit 1989 gedient hatte. Zunächst ermittelte die in Atlanta geborene Yates im Bereich Korruption, später vertrat sie als Staatsanwältin die Anklage gegen den Olympia-Attentäter Eric Rudolph, der einen Bombenanschlag auf die Spiele 1996 in Atlanta verübt hatte. 2014 ernannte Barack Obama sie zur stellvertretenden Justizministerin. In dieser Funktion leitete sie das Amt vorübergehend nach Trumps Vereidigung - und warnte ihn, als sie von Flynns Lügen erfuhr.

Der neue Präsident wartete nach Aussage von Yates dennoch 18 Tage lang, bis er seinen Sicherheitsberater entließ. Was Trump zurückhielt, darüber rätseln nun die amerikanischen Medien und die Opposition. Am Montag wurde zudem bekannt, dass nicht nur Yates den Präsidenten warnte; auch Obama soll Trump beim ersten Treffen nach der Wahl auf Flynn angesprochen haben. Der galt seit langer Zeit als kontroverse Figur, fiel durch muslimfeindliche Äußerungen auf und behauptete, die Scharia würde sich in den USA ausbreiten, wenn man nichts unternähme.

Doch Trump zog es vor, Sally Yates zu feuern, die Überbringerin der Botschaft. Offiziell tat er das, weil sich Yates gegen sein Einreiseverbot gestemmt hatte. Yates habe "das Justizministerium verraten", hieß es damals in einem Schreiben.

Für den Demokraten Richard Blumenthal aber ist die Sache klar: Die zweifache Mutter musste ihren Posten nach zehn Tagen im Amt nicht etwa wegen ihres Widerstandes gegen das Einreiseverbot räumen, sondern deshalb, "weil sie zu viel über die Russland-Verbindungen wusste" - die der Präsident bis heute bestreitet.

Donald Trump taucht in der Angelegenheit lieber ab und spricht von "Fake News", wann immer von einer möglichen Nähe seines Teams zum Kreml berichtet wird. Doch die offenen Fragen, neu angestoßen von Sally Yates, bleiben - und werden nicht verschwinden.

© SZ vom 10.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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