Profil:Roy Moore

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(Foto: Scott Olson/AFP)

Der ultrareligiöse Republikaner ist jetzt ein heißer Kandidat für den US-Senat.

Von Hubert Wetzel

Zum Wahllokal kam Roy Moore auf einem Pferd angaloppiert, auf einem hübschen, kleinen Fuchs namens "Sundance". Das passte nicht so richtig zu Alabama. Aber Moore hat als Junge einige Jahre in Texas gelebt. Und dort ist es immer noch so, dass ein Mann, der etwas auf sich hält, ein Pferd besitzt. Der Ritt zur Stimmabgabe lohnte sich für Moore: Der 70 Jahre alte Jurist gewann die parteiinterne Vorwahl am Dienstag deutlich, im Dezember wird er für die Republikaner als Kandidat für einen Sitz im US-Senat in Washington antreten.

Dass Moore dann nochmals gewinnen wird, daran gibt es kaum Zweifel. Alabama ist ein stockkonservativer Bundesstaat, Demokraten haben dort kaum Chancen. Das sollte eigentlich ein Grund zur Freude sein für die Republikaner. Ist es aber nicht. In Washington gibt es nicht wenige Parteifreunde, die sich wünschen, Moore würde in Alabama bleiben, oder besser gleich in Texas, mitsamt seinem Gaul.

Einer dieser Parteifreunde ist Donald Trump. Der US-Präsident hatte im Wahlkampf Moores innerparteilichen Rivalen Luther Strange unterstützt. Moores Sieg ist daher eine peinliche Niederlage für den Präsidenten - und Ausdruck einer bemerkenswerten Meuterei der Parteibasis gegen Trump. Dass ausgerechnet Trumps geschasster Chefstratege Stephen Bannon massiv Wahlkampf für Moore gemacht hatte, war eine weitere Absonderlichkeit.

Politisch gesehen war es Trump, der falschlag. Mit Moore, einem rechtspopulistischen Außenseiter, der heftig auf das "korrupte Establishment" schimpft - und damit die eigene Parteiführung meint -, verbindet Trump eigentlich mehr als mit dem eher biederen Normalpolitiker Luther Strange. Dass Bannon sich mit aller Kraft für Moore engagierte, war hingegen keine Überraschung. Er hasst das Parteiestablishment mit Inbrunst und hält die Fraktionsführer der Republikaner im Kongress für schlappe Umfaller, die Trump ständig verraten. Deswegen hat er der Parteispitze den "Krieg" erklärt; Moores Wahlerfolg ist darin die erste gewonnene Schlacht.

Roy Moore hat an der Heeresakademie West Point studiert, er war in Vietnam und kommandierte dort eine Einheit der Militärpolizei. Später wurde er Richter, 2013 übernahm er den Vorsitz des Verfassungsgerichts in Alabama. In dieser Zeit hat er sich vor allem als religiöser Fundamentalist einen Namen gemacht. Er ist Christ, aber ein so penetranter und eifernder, dass die Republikaner ihn als Hassprediger einsperren würden, wäre er Muslim. Zwischen staatlichen und religiösen Autoritäten trennt Moore nicht so genau - er ist der Ansicht, er folge Gottes Wille. Unter anderem wies er die Standesbeamten in Alabama deswegen an, keine gleichgeschlechtlichen Paare zu trauen, obwohl das US-Verfassungsgericht das angeordnet hatte.

Trump schaffte den Schwenk vom Verlierer Strange zum Gewinner Moore übrigens problemlos. Schon am Dienstag waren einige Tweets, in denen er Strange gelobt hatte, gelöscht.

© SZ vom 28.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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