Profil:Rosmah Mansor

Lesezeit: 2 min

Frau des malaysischen Premiers und Symbolfigur für Malaysias größten Korruptionsfall.

Von Arne Perras

Natürlich weckt die Affäre in Malaysia Erinnerungen an eine sagenhafte Lady aus der Nachbarschaft. Nur dass Imelda Marcos einen Tick für Schuhe auslebte, während Rosmah Mansor eher auf Handtaschen steht. Die Malay Mail warf schon mal die Frage auf, wer von beiden eigentlich mehr verschleudert hat: die Gattin des philippinischen Diktators oder die Frau des malaysischen Premiers? Listen wurden erstellt, eindeutig ist das Ergebnis nicht. Doch man sieht schon: Die Damen haben sich mächtig angestrengt.

Die Causa Marcos ist beinahe Geschichte, er längst gestorben, sie bald 90. Doch Malaysia hat gerade erst begonnen, den verschwundenen Milliarden aus seiner Staatskasse hinterherzujagen. Dabei interessieren sich Ermittler nicht nur für Ex-Premier Najib Razak, sondern auch für dessen Frau in zweiter Ehe: Rosmah Mansor, 66 Jahre alt, Mutter von vier Kindern. Sie ist mutmaßlich eine zentrale Figur in einem der größten Finanzskandale der vergangenen Jahrzehnte.

Rosmah zeigt sich jetzt nur selten, und wenn doch, wirkt ihr Gesicht versteinert. Das ist nicht verwunderlich, wo sie gerade noch ganz oben war und nun in Ungnade gefallen ist. Gar nicht zu reden von all den schönen Dingen, die sie zu Hause gebunkert hatte und die nun von den Ermittlern beschlagnahmt wurden.

Der funkelnde Berg aus Schmuck und Edelsteinen hätte selbst den Zwergen des Königreichs Erebor Tränen in die Augen getrieben: Gold, Rubine, Diamanten. Dazu teuerste Designerware und bündelweise Bargeld. Wer es genauer wissen will: 1400 Halsketten, 2200 Ringe, 2800 Paar Ohrringe, 3700 Armbänder, 14 Diademe, 423 Uhren, 274 Brillen, 567 Handtaschen. Amtlich errechneter Wert der Sammlung: 270 Millionen Dollar.

Da staunten die Malaysier, was man sich alles leisten kann mit einem Premiersgehalt von 5670 Dollar im Monat. Sollte der Überfluss Rosmah jemals glücklich gemacht haben, ließ sie es sich nicht anmerken. Bei Auftritten sah man sie oft griesgrämig, manchmal herrisch. Selten zeigte sie ein Lächeln. Und ihre Laune hat sich kaum gebessert, seitdem ihr Mann überraschend im Mai die Wahl verlor. Beiden droht ein Korruptionsprozess, wie ihn das Land noch nicht erlebt hat. Im Staatsfonds 1MDB fehlen viereinhalb Milliarden Dollar. Die neue Regierung gelobt einzutreiben, was aufzustöbern ist. Die Razzien in den Anwesen des Clans waren erst der Anfang. So wird es eng für den Ex-Premier und seine Gattin, die schon während Najibs Amtszeit im Ruf stand, heimliche Finanzministerin zu sein.

Rosmah, Tochter eines Lehrerpaares, studierte Soziologie und arbeitete im Bank- und Immobiliengeschäft. 1987 heiratete sie Najib, der 2009 Premier wurde. Manches spricht dafür, dass die explosionsartige Vermehrung ihres Reichtums den schon angeschlagenen Familienfrieden vollends zerrüttete. Tochter Azrene gab vor zwei Jahren seltene Einblicke in das Innenleben des Clans, sie rechnete ab mit ihrer Mutter, deutete an, dass Rosmah ihren Sohn Riza Aziz, der in Kalifornien eine Filmfirma betreibt, süchtig nach Reichtum gemacht habe. Und sie warnte Rosmah davor, ihn nun im Stich zu lassen, um ihre Haut zu retten. "Sei eine Mutter", postete sie.

Damals hatten US-Staatsanwälte bereits verdächtige Spuren im Unternehmen des Sohnes verfolgt. Doch erst jetzt kommt Schwung in die Untersuchungen, Ermittler durchleuchten Rosmahs Kontakte, auch jene zum untergetauchten Unternehmer Jho Low. Er wird per Haftbefehl gesucht und steht im Verdacht, viele der dubiosen Deals abgewickelt zu haben.

Rosmah wurde im Juni einen Tag lang von der Antikorruptionsbehörde verhört, sie klagt, das Volk habe sie schon verurteilt, vor einem Prozess. Das dürfte an der Empörung vieler Malaysier wenig ändern, sie reden gar nicht mehr von ihrer früheren "First Lady", sondern finden, dass die Handtasche ein besseres Symbol für sie ist: "Bag Lady".

© SZ vom 02.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: