Profil:Rodrigo Duterte

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Rodrigo Duterte: Nächster Präsident der Philippinen mit Vollstrecker-Fantasien. (Foto: Erik de Castro/Reuters)

Nächster Präsident der Philippinen mit Vollstrecker-Fantasien.

Von Arne Perras

Sie nennen ihn "Duterte Harry", was beinahe so klingt wie "Dirty Harry". Im Hollywood-Thriller schlüpft Clint Eastwood in die Rolle des furchtlosen Polizisten, der alles tut, um einen Serienkiller zur Strecke zu bringen. Nach so einem kompromisslosen Jäger sehnen sich jetzt auch viele auf den Philippinen. Deshalb haben sie Rodrigo Duterte zum Präsidenten gewählt.

Duterte hat 22 Jahre lang als Bürgermeister die Stadt Davao im Süden regiert. Dort begründete er seinen Ruf. Anhänger bejubeln ihn, weil er in der einstigen "Mörderhauptstadt" kräftig aufräumte. Drogenbaronen und Gangsterbossen machte er klar, dass sie zwei Möglichkeiten hätten, die Stadt zu verlassen: senkrecht oder waagerecht. Zum Entsetzen von Menschenrechtlern deutet manches darauf hin, dass Duterte diese Drohung wörtlich nahm, obwohl er als Anwalt Recht und Gesetz sehr gut kannte. Mehr als tausend Menschen sollen durch Todeskommandos ums Leben gekommen sein. Und der Bürgermeister prahlte damit, Verbindungen zu den brutalen Vollstreckern zu haben.

Kein Wunder, dass jetzt nicht nur Verbrecher vor Duterte zittern dürften, sondern auch all jene, die um die Zukunft ihres Rechtsstaats bangen. Stärker als solche Ängste war jedoch die Enttäuschung der Philippiner über ihre politische Klasse. Sie wird dominiert von wenigen superreichen Familien, die seit dem Sturz des Diktators Ferdinand Marcos die Macht im Wechsel übernahmen.

Mit vollmundigen Versprechen hat Duterte nicht gespart. Verbrechen und Korruption will er binnen sechs Monaten in den Griff bekommen. Analysten halten das für Augenwischerei, doch seine Wähler beeindruckt der Polit-Rabauke: Sie wollen ganz dringend, dass er nun auch den Rest der Philippinen aufräumt. Warnungen, seine brachialen Methoden könnten die demokratische Ordnung untergraben, haben seine Wähler in den Wind geschlagen. Als auch noch Korruptionsvorwürfe gegen Duterte auftauchten, betrachteten das seine Fans nur als miesen Trick eines verzweifelten Establishments, das sich vor der Niederlage fürchtet.

Dutertes derber Populismus erinnert an den Amerikaner Donald Trump. Doch hat der Ex-Bürgermeister auch immer darauf geachtet, als Kämpfer gegen das Elend aufzutreten. Jeder vierte Philippiner lebt in Armut, an dieser Gruppe geht das Wirtschaftswachstum bislang vorbei.

Im Alter von 71 Jahren brüstet sich Duterte noch immer seiner Männlichkeit, Viagra hält er für eine großartige Erfindung. In der Macho-Gesellschaft der Philippinen haben ihm frauenfeindliche Sprüche nicht wesentlich geschadet. So tief sitzt die Bewunderung für Duterte in dem überwiegend katholischen Land, dass sie ihm sogar eine Beleidigung des Papstes verziehen haben. Den nannte er einmal einen Hurensohn. Natürlich hat er sich reuig entschuldigt und Buße versprochen. Ob dafür als Präsident noch viel Zeit bleibt, ist ungewiss.

© SZ vom 11.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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