Profil:Robin Wright

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Der Serien-Star bricht das merkwürdig laute Schweigen über Ex-Kollegen Kevin Spacey.

Von Laura Hertreiter

Sie habe ihn nur zwischen "Action" und "Cut" gekannt, versichert US-Schauspielerin Robin Wright über ihren Kollegen Kevin Spacey. Den Mann, der in der Politserie "House of Cards" jahrelang, über fünf Staffeln hinweg, ihren Ehemann gespielt hat, habe sie nur während der Dreharbeiten erlebt. "Ich kannte ihn als Menschen nicht", antwortete sie einer NBC-Journalistin auf die Frage, ob es am Set Hinweise auf sexuelles Fehlverhalten des Kollegen gegeben habe. "Ich kannte ihn als den Meister seines Fachs, der er ist."

Mit diesen Worten hat sich Robin Wright erstmals über ihren Ex-Kollegen geäußert, dem Netflix die Zusammenarbeit gekündigt hat, nachdem ihm einige Schauspieler sexuelle Übergriffe vorgeworfen hatten. Damit hat Wright, ohne viel zu sagen, ein Schweigen gebrochen, das auf merkwürdige Weise laut war - zumal die 52-jährige Schauspielerin sonst laut und deutlich Stellung bezieht.

Das tat sie zum Beispiel, als ihr bekannt wurde, dass Kevin Spacey für seine Rolle in der Serie, in der die beiden ein machthungriges Ehepaar im Weißen Haus spielen, mehr Geld kassiert als sie. Wright ging zu den Verantwortlichen und stellte sie vor die Wahl: gleiches Geld - oder sie gehe an die Öffentlichkeit. Mit Erfolg, wie sie seither erzählt. "Das Wort Feminismus hat heutzutage oft so einen schlechten Beiklang, aber es geht doch einfach nur um Gleichbehandlung."

Nachdem sie vor einigen Jahren in einem Dokumentarfilm gesehen hatte, unter welch katastrophalen Bedingungen im Kongo Rohstoffe für Handys und Laptops gewonnen werden, führte sie Gespräche mit amerikanischen Politikern; bis heute setzt sie sich dafür ein, dass Produzenten zertifizierte Rohstoffe verwenden. Schließlich liebe sie ihr Handy, sagt sie. Auch auf der Leinwand ist es der in Texas geborenen Wright längst gelungen, sich aus den dekorativen Rollen herauszuspielen, mit denen sie etwa in "Die Braut des Prinzen" (1987) begonnen hat.

Berühmt (und für einen Golden Globe nominiert) wurde sie als Jenny im Kinoklassiker "Forrest Gump" (1994). Einer ihrer interessantesten Filme aber ist das weitaus unbekanntere Drama "The Congress" (2013) von Regisseur und Drehbuchautor Ari Folman. Darin spielt Wright eine alternde Schauspielerin namens Robin Wright, die einer Firma namens Miramount erlaubt, sie einzuscannen und in jugendlich konservierter Form für weitere Filme zu nutzen. Ein Kommentar zum Jugendwahn ihrer Branche.

In "House of Cards" gibt Wright zunächst eine Politikergattin mit der Aura eines Gefrierschranks. Später übernimmt diese das Amt ihres Mannes, ehemals gespielt von Kevin Spacey. Fans der Serie frösteln noch immer unter dem Blick, den sie am Ende der letzten Folge der fünften Staffel in die Kamera richtet.

Die Lieblingsfrage von Reportern, wie viel von dieser Rolle auch in der privaten Robin Wright stecke, beantwortet sie so: "Wenn meine Kinder die Serie sehen, lachen sie sich krank und sagen, das bist so was von nicht du."

Netflix hatte die Produktion der Serie im November gestoppt, nachdem die Vorwürfe mehrerer Kollegen, darunter des Schauspielers Anthony Rapp, gegen Kevin Spacey laut geworden waren. Und Robin Wright hatte geschwiegen. Wenn sie nun in ihrem Interview berichtet, Spacey und sie hätten in den Drehpausen ab und zu "gemeinsam gekichert", ist dies eigentlich nur eine andere Form des Schweigens. Wright nimmt gern deutlich Stellung; aber nicht zu jedem Thema. Dass es nun von Herbst an weitere acht Folgen "House of Cards" geben soll, sei vor allem Wrights Verdienst, berichtet Kollegin Patricia Clarkson. Sie habe dafür sehr gekämpft. Der Trailer zur neuen Staffel zeigt Robin Wright als Claire Underwood im Oval Office, die Hände auf die Tischplatte gestützt, Blick in die Kamera, wie immer unter dem Gefrierpunkt: "Wir haben gerade erst begonnen."

© SZ vom 10.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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