Profil:Robert Amsterdam

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Robert Amsterdam: Anwalt, der die politische Bühne sucht - nun gegen Fetullah Gülen. (Foto: Philippe Lopez/AFP)

Anwalt, der die politische Bühne sucht und nun die Auslieferung Fetullah Gülens betreibt.

Von Frank Nienhuysen

Er ist ein Anwalt für die großen, schwierigen Themen, und vielleicht ist das jetzt für ihn sogar der größte Fall. Robert Amsterdam soll der Türkei dabei helfen, Fethullah Gülen aus dessen Exil in den USA zu holen, indem er die Amerikaner überzeugt, den Prediger auszuliefern. Das wird noch eine harte Nuss, denn US-Außenminister John Kerry verspürt keinerlei Verlangen, diesem Wunsch ohne hinreichende Belege für eine Beteiligung am Putsch nachzukommen. Amsterdam suggeriert hingegen, dass es sich um einen Klacks handeln könnte: Gülen beschreibt er in Tweets als immense Gefahr, als Mann, der seine Anhänger aufgefordert habe, heimlich den Staat zu infiltrieren, und der seine Kritiker bedrohe, ohne mit der Wimper zu zucken.

Amsterdam ist noch nie sonderlich zurückhaltend gewesen; er ist ein wuchtiger, offensiver, extrem meinungsstarker Rechtsanwalt, der in drei Jahrzehnten mit seinen Fällen den Globus weitreichend vermessen hat. Der Kanadier, 1956 geboren, Gründer der internationalen Rechtsfirma Amsterdam & Partners mit Büros in Washington (in der Nähe des Weißen Hauses) und London, hat Klienten in praktisch jedem Erdteil vertreten. In Mexiko sei er beinahe erschossen worden, erzählte er einmal im Interview. Eine der kniffligsten Aufgaben dürfte er vor mehr als zehn Jahren in Russland angenommen haben. Amsterdam war internationaler Anwalt von Michail Chodorkowskij.

Als er diesen Fall übernommen hatte, war ihm nicht gleich klar gewesen, dass Justiz und Politik in Russland mitunter verschwimmen und die trefflichsten anwaltlichen Argumente schlicht wirkungslos sein können. Immer wieder hat er den Prozess gegen Chodorkowskij, einst Chef des Ölkonzerns Yukos und reichster Mann Russlands, als politisch motiviertes Verfahren kritisiert. Und so musste auch der Anwalt büßen. Unmittelbar nach Beginn eines Berufungsverfahrens klopfte es kurz nach Mitternacht an Amsterdams Moskauer Hotelzimmertür. Sicherheitsleute forderten ihn auf, das Land innerhalb eines Tages zu verlassen.

Während Chodorkowskijs zweitem Prozess sprach Amsterdam von Gier und Nationalismus als der neuen Ideologie, und dass Optimismus für ihn als Strafverteidiger nicht angebracht sei, jedenfalls nicht in Russland. Denn: "Wir haben den Grad der politischen Einmischung ja immer wieder erlebt", sagte Amsterdam. Er musste raus aus Russland, aber losgelassen hat ihn das Land nicht. Noch heute ist seine Website gespickt mit Russland-Berichten.

Als Spezialist für Fälle mit staatlich-politischer Note zog es ihn weiter. Der Kanadier übernahm die Verteidigung des thailändischen Ex-Premiers Thaksin Shinawatra, der bei einem Militärputsch entmachtet worden war. Amsterdam durfte Thailand deshalb erst mal nicht mehr betreten. Ausgerechnet in seiner Heimat, schrieb der Toronto Star, sei Amsterdam recht unbekannt. Aber das spricht wohl eher für Kanada.

© SZ vom 08.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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