Profil:Ranil Wickremesinghe

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Ranil Wickremesinghe: Versöhnlich gestimmter Wahlsieger in Sri Lanka. (Foto: AFP)

Der Wahlsieger in Sri Lanka will als neuer Premier sein Land aussöhnen.

Von Arne Perras

Im Moment des Triumphs ruft der Sieger zur Versöhnung auf. "Ich will, dass alle jetzt zusammenkommen", sagt Ranil Wickremesinghe, der die Parlamentswahlen in Sri Lanka gewonnen hat und in Kürze als Premierminister vereidigt werden soll. "Ich denke, keiner kann sich zurückziehen." Der 66-Jährige ruft zur Einheit auf und verspricht ein Ende der Zeiten, in denen Politiker das Land weiter spalten.

Damit hat er sich viel vorgenommen. Doch immerhin war in diesen Tagen schon zu beobachten, dass die Hardliner nicht mehr gewinnen konnten. Das Rennen machte Wickremesinghe. Von ihm wissen die Wähler, dass er vermitteln und auch Kompromisse eingehen kann. Und so einen hat das Land jetzt bitter nötig. Denn der Inselstaat im Indischen Ozean ist zerrissen, er leidet noch immer unter dem Erbe eines jahrzehntelangen Bürgerkrieges, der erst 2009 endete, als die Armee die separatistischen Rebellen besiegte.

Seither schweigen die Waffen in Sri Lanka, aber die Wunden konnten nicht heilen. Denn nichts ist aufgearbeitet im Konflikt zwischen der singhalesischen Mehrheit und der tamilischen Minderheit, die sich weiterhin gegenseitig misstrauen. Das alles könnte sich aber nun allmählich ändern, wenn Wickremesinghe hält, was er verspricht.

Der Wahlsieger weiß, dass der Weg nach vorne mit einem Blick zurück beginnen muss: Er hat zugesagt, Vorwürfe von Kriegsverbrechen zu prüfen, was der frühere Präsident Mahinda Rajapaksa blockierte. Der ließ sich als Kriegsheld feiern, als die Armee die tamilischen Rebellen vernichtend schlug. Alle Hinweise aber, dass bei der Offensive mutmaßlich Tausende tamilische Zivilisten starben, wischte er beiseite. So versperrte er alle Wege, der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Ohne sie ist eine Aussöhnung unmöglich.

Wickremesinghe gehört, wie Rajapaksa, zur singhalesischen Mehrheit im Land. Als Sohn einer einflussreichen Unternehmerfamilie - er wuchs als Neffe des ersten Präsidenten auf - fand er früh den Weg in die Politik. Nach dem Juraexamen machte er als jüngster Kabinettsminister von sich reden. Nun wird er zum dritten Mal Premier. Während des Krieges hatte er immer wieder Friedensgespräche mit den Rebellen geführt und auch eine Waffenruhe ausgehandelt - ohne dass dies den Konflikt beenden konnte. Die Hardliner auf beiden Seiten behielten damals die Oberhand.

Der Sprung ins Präsidentenamt gelang Wickremesinghe nie, dieses Rennen gewann im Januar ein anderer: Maithripala Sirisena. Beide Männer haben aber ähnliche Botschaften an das Volk, sie versprechen Offenheit und Transparenz in der Politik und propagieren den Kampf gegen die Korruption. Und sie meiden brachiale nationalistische Parolen, die den Konflikt zwischen den Ethnien wieder anheizen könnten. Jetzt müssen sie nur noch beweisen, dass sie tatsächlich auch Gräben zuschütten können, um der Versöhnung in Sri Lanka eine Chance zu geben.

© SZ vom 21.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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