Profil:Prinz Philip

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Prinz Philip: Duke of Edinburgh, Königinnen-Schatten und Mann mit Geschichte. (Foto: Chris Jackson/Getty Images)

Duke of Edinburgh, Königinnen-Schatten und Mann mit Geschichte.

Von Christian Zaschke

Der Legende nach wurde der britische Prinzgemahl Philip auf einem Küchentisch geboren. Sicher ist: Er kam 1921 auf Korfu in Griechenland zur Welt, seine Eltern waren Prinz Andreas von Griechenland und Dänemark und Prinzessin Alice von Battenberg. Philip war Nummer sechs der griechischen Thronfolge, er war zudem mit allen herrschenden und gestürzten Häusern Europas verschwippt. Auch mit seiner Ehefrau ist er blutsverwandt: Königin Elizabeth II. ist seine Cousine dritten Grades.

Philips Familie musste nach einem Militärputsch 1922 ins Exil gehen. Dank britischer Hilfe gelangte sie zunächst nach Rom, dann nach London, schließlich nach Paris. Philip soll in einer Orangenkiste geschlafen haben. Als Zwölfjähriger kam er auf das Internat Salem, das von Kurt Hahn geleitet wurde, der als einer der Begründer der Erlebnispädagogik gilt. Als Hahn vor den Nazis fliehen musste und 1934 im schottischen Gordonstoun eine neue Schule eröffnete, folgte Philip ihm.

Er genoss das Schulleben, er fand Gefallen an den kalten Bädern, den frühmorgendlichen Läufen, den vielen Wettkämpfen in freier Natur, die sich mit Zeiten der Kontemplation ablösten. Für den Journalisten und Queen-Biografen Andrew Marr lassen sich viele von Philips Eigenschaften auf die Zeit in Gordonstoun zurückführen. Marr nennt Philips Pragmatismus, seinen fehlenden Hang zum Selbstmitleid, sein Interesse an der Natur, seine oft raubeinige Art und seine meist verborgene spirituelle Seite - in der Bibliothek des Prinzen stehen neben 200 Lyrikbänden 634 Bände über spirituelle und religiöse Themen.

1939 trat Philip in die britische Marine ein und schloss seine Ausbildung am Royal Naval College als Jahrgangsbester ab. Dass er im Krieg auf britischer Seite kämpfte, war keineswegs selbstverständlich. Seine vier Schwestern hatten deutsche Adlige geheiratet, von denen zumindest einige den Nazis nahestanden. Ebenfalls 1939 hatte er Elizabeth kennengelernt, 1947 heirateten die beiden in der Westminster Abbey. Philip musste seine sämtlichen griechischen und dänischen Titel ablegen, zudem nahm er die britische Staatsbürgerschaft an. Als Elizabeth nach dem Tod ihres Vaters George VI. im Jahr 1952 Königin wurde, endete Philips vielversprechende Laufbahn bei der Marine. Seither ist er der Mann, der bei offiziellen Anlässen drei Schritte hinter seiner Frau gehen muss.

Berühmt ist Philip für seine politisch unkorrekten Äußerungen. Sie sind so zahlreich, dass damit ein Buch mit dem schönen Titel "Duke of Hazard" gefüllt worden ist: Der Risiko-Herzog. Den ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl begrüßte er einmal auf Deutsch mit den Worten: "Guten Tag, Herr Reichskanzler." Es ist nicht unbedingt sicher, aber durchaus wahrscheinlich, dass der 94 Jahre alte Prinz und Gentleman bei diesem, seinem fünften Staatsbesuch in Deutschland an der Seite der Königin, Angela Merkel gegenüber etwas höflicher war.

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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