Profil:Prinz Harry

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(Foto: Victoria Jones/Getty)

Der Enkel der britischen Königin tritt als BBC-Journalist mit Haltung auf.

Von Cathrin Kahlweit

Man könnte es Vorwärtsverteidigung nennen, was Prinz Harry von Wales kurz vor dem Ende eines bemerkenswerten Jahres betrieb. Der zweite Sohn von Prinz Charles und Prinzessin Diana hatte bislang nicht viel Freude mit den Medien. Amouröse Eskapaden und Trinkgelage des jungen Mannes weidete der Boulevard genüsslich aus, und seine Beziehung zu der amerikanischen Schauspielerin Meghan Markle wurde, vor allem in den sozialen Medien, mit so vielen rassistischen Angriffen überzogen, dass sich Harry öffentlich über "Diskriminierung und Sexismus" erregte.

Nun hat er sich selbst freiwillig einem Medium ausgesetzt, diesmal aber vorsichtshalber in der Rolle des Gestalters: Prinz Harry agierte als Gast-Chefredakteur in der BBC-Sendung "Today" bei Radio 4 und organisierte, gemeinsam mit Profis, das Programm nach seinen Wünschen.

Er interviewte seinen Vater, Prinz Charles, den er liebevoll mit "Pa" anredete und mit dem er über den Klimawandel sprach. Und er lieferte sich einen unterhaltsamen Schlagabtausch mit dem Ex-Präsidenten der USA, Barack Obama. Sie sprachen über Lieblingsfilme und Lieblingsmusik, aber auch über eine Frage, die den Prinzen selbst offensichtlich beschäftigt: die fatalen Auswirkungen sozialer Medien auf das menschliche Zusammenleben, weil Vorurteile gefördert und Fakten vernachlässigt würden. Seit 14 Jahren bietet die BBC zwischen Weihnachten und Neujahr Gästen die Möglichkeit, Programm zu machen - aber so viel Aufmerksamkeit wie bei Harrys Today-Auftritt gab es für diese nette Tradition wohl selten.

Es wurde eine durchaus politische Sendung, in welcher der 33-Jährige seinen "Job" damit beschrieb, dass er Themen und Menschen ins Licht rücken wolle, die "wirklich wichtig" sind. Er selbst steht derzeit allerdings auch pausenlos im Scheinwerferlicht, denn die Hochzeit mit Markle im Mai und ihre diversen Auftritte im Kreis der königlichen Familie haben die Medien zuletzt stark beschäftigt. Einziger Vorteil für Harry: Seine Braut zieht weit mehr Aufmerksamkeit auf sich als er selbst.

Der Captain des Army Air Corps der Britischen Armee und Hubschrauberpilot war 2015 aus der Armee ausgeschieden und hat sich seither vor allem repräsentativen und sozialen Aufgaben gewidmet. Als Fünfter in der Thronfolge dürfte er wohl nie König werden. Er wird so in Zukunft noch weit mehr Gelegenheit haben, sich gemeinsam mit seiner Frau für gemeinnützige Zwecke einzusetzen.

Harry hat unter anderem die Invictus Games, eine paralympische Veranstaltung für Kriegsversehrte, ins Leben gerufen; am Rande der Spiele in Toronto hatte er sich vergangenen Herbst erstmals mit Meghan Markle gezeigt. Er wolle auch in Zukunft eine "Rolle in der Gesellschaft spielen" und seinen Job so gut wie möglich machen, damit er jeden Morgen voller Energie aufwachen könne, sagte er in der BBC, als er zum Schluss der Sendung selbst interviewt wurde.

© SZ vom 29.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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