Profil:Ole Schröder

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Ole Schröder: Staatssekretär und höchstrangiger politischer Olympia-Gast aus Berlin. (Foto: Adam Berry/Getty Images)

Staatssekretär und höchstrangiger politischer Olympia-Gast aus Berlin.

Von Nico Fried

Wenn Ole Schröder in Rio de Janeiro über das Olympiagelände flaniert, könnte er von Passanten durchaus für einen Athleten gehalten werden. Der parlamentarische Staatssekretär im Innenministerium, der in zwei Wochen 45 wird, sieht jünger aus, als er ist, die Figur wirkt schlank und sportlich, und in seiner Heimat Schleswig-Holstein gehört er immerhin der Halstenbeker Turnerschaft an. Tatsächlich ist Schröder jedoch Politiker und das höchstrangige Mitglied der Bundesregierung, das den deutschen Athleten während der Spiele in Rio einen Besuch abstattet.

Ole Schröder? Das breite Publikum hat den CDU-Politiker bislang - wenn überhaupt - wohl vor allem als Ehemann der einstigen Familienministerin Kristina Schröder und Vater ihrer beiden Töchter wahrgenommen. Dass er nun bei Olympia die politische Prominenz darstellen soll, hängt damit zusammen, dass Bundespräsident Joachim Gauck seine Teilnahme an der Eröffnungsfeier wegen Zahnschmerzen abgesagt hat, die fußballverrückte Bundeskanzlerin ausrichten lässt, niemals Olympische Spiele zu besuchen, und der Innenminister wegen der Sicherheitslage in Deutschland, für die er noch zuständiger ist als für den Sport, seine ursprünglich geplante Reise an einen Vertreter weiterreichte: Ole Schröder.

Einst wurde Schröder von CDU-Experten zur stillen Machtreserve gezählt, wobei sich über die Jahre vor allem das Stille bewahrheiten sollte. Der promovierte Jurist sitzt seit 14 Jahren als Abgeordneter im Bundestag, wo er im Innenausschuss auch seine spätere Gattin kennenlernte. 2007 wurde er Vorsitzender der schleswig-holsteinischen CDU-Landesgruppe, 2009 berief ihn Thomas de Maizière als Staatssekretär ins Innenministerium.

Auch diese Funktion mag ihren Anteil daran haben, dass Schröder nicht zu sehr auffiel: Ein Parlamentarischer Staatssekretär hat nicht wirklich was zu melden, unterliegt aber der Kabinettsdisziplin. Es gehört zu den zweifelhaften Traditionen der großen Parteien, dieses Amt nicht nur als Trostposten für verhinderte Minister, sondern auch als vermeintliches Sprungbrett für Nachwuchstalente anzupreisen. Der sogenannte PSts, der den Ressortchef bisweilen sogar am Kabinettstisch vertritt, kann sich der großen Macht schon sehr nahe wähnen. Dafür hat er aber Minister oder Ministerin auch bei Terminen zu vertreten, auf die er oder sie keine Lust hat, wozu häufig Auftritte bei lästigen Verbänden und Vereinen gehören, gerne auch mal am Wochenende, sowie das Verlesen vorgefertigter Antworten in der Fragestunde des Bundestages.

Gleichwohl ist der Sprung an die Spitze nicht garantiert. Von den 16 Ministern der amtierenden Regierung waren nur vier irgendwann einmal PSts. Ole Schröder wird diesen Weg auch nicht gehen. Vor wenigen Wochen kündigte er bereits an, "aus rein persönlichen Gründen" 2017 nicht mehr zu kandidieren. Der Besuch in Rio ist mithin eine Art Abschiedstour.

© SZ vom 16.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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