Profil:Niki Lauda

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Der Rennfahrer ist der neue Besitzer der Fluglinie Niki - zur Erleichterung der Österreicher.

Von Peter Münch

(Foto: Georg Hochmuth/dpa)

Nun steht er wieder auf dem Siegerpodest, und das Land darf seinen Helden feiern. Von Kanzler Sebastian Kurz abwärts freut sich Österreich darüber, dass Niki Lauda das Bieterrennen um die einst von ihm selbst gegründete Fluglinie Niki gewonnen hat. Es ist ein Triumph des langen Atems, erst im dritten Anlauf hat er es geschafft, die Konkurrenz abzuschütteln. Und wenn das alle nun sehr überraschend finden, dann gibt es eine Ausnahme: Niki Lauda selbst.

"Dass die Niki immer mein Herzblut war, war klar", hat er in einer ersten Reaktion wissen lassen. Und wenn es ums Herzblut geht, dann hat der fast 69-jährige Lauda bis heute noch immer gemacht und noch immer bekommen, was er wollte. Das fing schon mit dem Rennfahren an, für das er sich schon in sehr jungen Jahren begeisterte, gegen den heftigen Widerstand der Eltern. Der dröhnende Motorsport schien nicht schicklich zu sein für den Spross einer Wiener Industriellen-Familie. Zur Besänftigung der Eltern, das hat er später eingestanden, fälschte er sogar für sie sein Abitur-Zeugnis. Dann fuhr er konsequent seinen Weg, der ihn zwischen 1975 und 1984 zu drei Weltmeister-Titeln in der Formel 1 führte.

Aufhalten ließ er sich nicht einmal von jenem Horrorunfall auf dem Nürburgring im Sommer 1976, als er in der zweiten Runde in die Böschung raste und sein Ferrari Feuer fing. Mit schwersten Verbrennungen wurde er von anderen Fahrern aus dem Wrack gezogen, tagelang schwebte er zwischen Leben und Tod - und fuhr sechs Wochen später sein nächstes Rennen. Um die Narben zu verdecken, trägt er seither die rote Kappe. Die hat er nicht nur zu seinem Markenzeichen gemacht, sondern auch zu einem einträglichen Geschäft. Den Werbeaufdruck lässt er sich stets neu vergolden.

Es ist genau dieses Wechselspiel von Erfolg und Niederschlägen, vom Comeback in aussichtsloser Lage und dem nächsten Höhenflug, das den Mythos um Niki Lauda ausmacht. Das gilt für den Sportler genauso wie für den Geschäftsmann. Als ihm das "Fahren im Kreis", wie er es selber nannte, allein zu fad wurde, richtete er seine Energien auf die zweite Leidenschaft, das Fliegen. Im Jahr 1979 gründete er die Lauda Air, die er nach Turbulenzen 2001 an Austrian Airlines verkaufte. Schwere Managementfehler hat man ihm damals vorgeworfen - und ihn damit wohl noch angestachelt, es 2003 gleich mit einer neuen Luftlinie zu versuchen, der Niki. Im Jahr 2011 wurde sie komplett von Air Berlin übernommen. Nun kehrt man nach deren Pleite zurück zum Namensgeber.

Bei aller Siegesfreude ist noch nicht klar, was Niki Lauda mit dieser Trophäe genau anfangen will. Angekündigt hat er nur, dass er jetzt "Schwung in die Bude und den österreichischen und europäischen Luftverkehr bringen" wird. Mitte März soll der Flugbetrieb unter dem neuen Namen "Laudamotion" wieder aufgenommen werden. Alle 1000 Niki-Mitarbeiter, so hat er versprochen, würden ein neues Jobangebot bekommen. Aber auch ohne weitere Details fliegen dem Retter nun schon einmal die Herzen zu. "Vielen Dank an Niki Lauda für seinen Einsatz", twitterte Österreichs Kanzler Kurz - und nährte damit noch die Gerüchte, dass im Hintergrund auch die Regierung Einsatz gezeigt hat, um diese Lösung für den Standort zu erzielen.

Viel Arbeit kommt jetzt auf Niki Lauda zu, doch "still sitzen", das hat er oft genug bekundet, kann er eh nicht. Nebenher ist er auch noch Aufsichtsratsvorsitzender beim Formel-1-Team von Mercedes. Die Wochenendausflüge im Privatjet nach Ibiza mit seiner zweiten Frau und den achtjährigen Zwillingen Max und Mia dürften seltener werden. Aber immerhin hat er nun wieder das geschafft, was sein vermögender Großvater einst als Zielmarke gesetzt hat: "Der Niki soll nicht auf der Sportseite der Kronen-Zeitung, sondern im Wirtschaftsteil der Presse stehen."

© SZ vom 24.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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