Profil:Nico Hofmann

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Deutschlands prominentester Fernsehmacher wird Chef der Ufa: Nico Hofmann. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Deutschlands prominentester Fernsehmacher wird Chef der Ufa.

Von Katharina Riehl

Als Nico Hofmann vor einigen Wochen die Intendanz der Wormser Nibelungenfestspiele antrat, haben sie wieder alles herausgekramt aus den Archiven: seinen ersten Film aus dem Jahr 1971 - eine Not-Operation auf einem Schiff, gefilmt mit der Super-8-Kamera, Kunstblut nicht zu knapp - und seine erste Pressekonferenz im Alter von elf Jahren. In seinem unverwechselbaren leicht vernuschelten Tonfall gibt er da einen Wunsch zu Protokoll, den man heute wohl als erfüllt bezeichnen kann: Nico Hofmann wünschte sich, dass mehr würde aus seinen filmischen Erstversuchen.

Hofmann, 55, ist seit diesem Dienstag Chef von Deutschlands größter Fernsehproduktionsfirma, der Ufa aus Potsdam. Wolf Bauer, bisher dort verantwortlich für die wenigen Höhen und vielen Niederungen der deutschen Fernsehunterhaltung, für die Daily Soaps, die Shows, die Filme, die Bauern auf Frauensuche, hat ihn zu seinem Nachfolger erklärt. Hofmann, bislang Chef der Fiction-Abteilung der Ufa, wird nun zwei Jahre lang gemeinsam mit Bauer die Geschäfte führen, um dann 2017 komplett zu übernehmen.

Überraschend ist das nicht, kennt man die Machtverhältnisse in Potsdam, zumindest, wenn man Macht in öffentlicher Wirkung misst. Unter den deutschen Fernsehproduzenten ist Nico Hofmann wahrscheinlich der einzige echte Promi, und Hofmann weiß das auch. Ganz bescheiden jedenfalls ließ er im Interview mit der FAZ an diesem Dienstag noch fallen, dass er noch andere Angebote gehabt habe als das, Chef der Ufa zu werden.

Nico Hofmann, aufgewachsen in Mannheim, ist der Sohn zweier Journalisten, was er gerne erzählt, vielleicht auch, weil man ihm die Ernsthaftigkeit seiner Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder absprechen wollte. Hofmann selbst wurde beim Mannheimer Morgen zum Redakteur ausgebildet, studierte Film, wurde Regisseur, gewann Preise. 1998 gründete er seine Filmfirma Teamworx und brachte den Deutschen das Prinzip Eventfilm bei. Produktionen wie "Der Tunnel" oder "Dresden" ließen historische Großereignisse mit vergleichsweise riesigen Budgets zu Popcornfernsehen werden. Geschichte, hübsch gemacht fürs Massenpublikum.

Zuletzt hat Hofmann das Event zugunsten des Films etwas eingedampft, mit kleinen guten Produktionen wie "Der Fall Jakob von Metzler" oder "Bornholmer Straße". Und als er 2013 mit dem Dreiteiler "Unsere Mütter, unsere Väter" ohne zu viel emotionalen Firlefanz die Kriegsgenerationen erklärte, standen die Feuilletons kopf.

Aus Hofmann, dem Filmproduzenten, wird nun Hofmann, der Konzernchef, vom "großen Ganzen" und von "Impulsen für alle Konzernbereiche" ist die Rede, hört man sich zu seinen neuen Aufgaben um. Er wird Chef einer international arbeitenden Firma, die zur RTL-Gruppe, also Bertelsmann gehört, wo man nicht nur auf gutes Fernsehen, sondern vor allem auf Rendite aus ist. Nico Hofmanns Macht könnte bald neu vermessen werden.

© SZ vom 02.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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