Profil:Mike Pompeo

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Der neue US-Außenminister ist ganz nach dem Geschmack des Präsidenten.

Von Hubert Wetzel

Der US-Präsident lobt seinen künftigen Außenminister. "Er wird ein Star sein!", twittert Donald Trump voller Begeisterung. "Er hat enorme Erfahrung." Und: "Er ist ein Verhandler von Weltformat." Das war vor gut einem Jahr, und der Außenminister hieß damals Rex Tillerson. Es dauerte freilich nur ein paar Monate, bis Trump begann, seinen Minister erst lächerlich zu machen, dann regelrecht zu sabotieren. Und am Dienstagmorgen feuerte er ihn schließlich auf die denkbar demütigendste Art: per Twitter.

Mike Pompeo konnte sich das Drama um Tillerson aus der ersten Reihe mitansehen, er war zu dieser Zeit CIA-Direktor. Und er war wohl nicht ganz unschuldig daran, dass Trump seine Meinung über seinen Außenminister so radikal geändert hat. Denn immer wenn Tillerson den Präsidenten zu Vernunft und Mäßigung in der Außenpolitik mahnte, zu Vorsicht und Rücksicht auf Amerikas Verbündete - zu einem Verhalten mithin, das Trumps Instinkten diametral entgegensteht -, ließ Pompeo wissen, dass er von derart Leisetreterei nichts hält. Bei vielen Streitereien über den Kurs der amerikanischen Außenpolitik, ob beim Klimaschutz, in der Jerusalem-Frage oder beim Umgang mit Iran, standen Trump und Pompeo auf der einen Seite, Tillerson fand sich alleine auf der anderen wieder. Und oft war das die Verliererseite.

Michael Richard Pompeo bringt für sein neues Amt insofern eine gute und eine - zumindest aus europäischer Sicht - weniger gute Eigenschaft mit. Die gute: Er hat ein enges Verhältnis zu Trump. Auf Tillerson hat der Präsident kaum gehört, Pompeos Einfluss könnte weit größer sein. Für ausländische Diplomaten und Regierungen in aller Welt bedeutet das, dass sie es künftig in Washington mit einem Außenministerium und einem Außenminister zu tun haben, die in der Außenpolitik auch tatsächlich mitreden können. Das ist auch der Grund, warum viele US-Diplomaten sich auf Pompeo freuen. Unter Tillerson ist das State Department personell regelrecht ausgeblutet, die politische Bedeutungslosigkeit demoralisierte das einst so stolze Haus. Jetzt hoffen die Mitarbeiter auf eine Wiederbelebung; und sei es unter einem Minister, der für die Kernaufgabe des Ministeriums - die Diplomatie - eigentlich wenig übrig hat.

Denn das ist die weniger gute Eigenschaft Pompeos: Der 55-jährige ehemalige Kongressabgeordnete aus Kansas ist ein konservativer Hardliner. Bevor er in Harvard Jura studierte, war Pompeo an der Heeresakademie in West Point und Offizier im 7. Kavallerieregiment - jener Einheit, die einst die Schlacht am Little Bighorn verlor -, mit dem er am Golfkrieg teilnah. Pompeo teilt Trumps Vorstellung von einer America-first-Politik voll und ganz. Er und der Präsident hätten ein ähnliches Weltbild, sagen Diplomaten, für sie zählten Amerikas nationale Interessen und Amerikas militärische Macht. Werte, Bündnisse, Völkerrecht, all das also, was Politikwissenschaftler unter dem Begriff der "Soft Power" zusammenfassen und was einen Gutteil der täglichen Arbeit von Diplomaten ausmacht, sind dagegen nicht unbedingt Pompeos Sache.

Das führt dazu, dass der künftige Außenminister zum Beispiel gegenüber feindseligen Staaten wie Iran oder Nordkorea ein deutlich aggressiveres Vorgehen befürwortet, als sein Vorgänger Tillerson das getan hat. Und das dürfte früher oder später auch das Verhältnis zu Europa betreffen, etwa wenn Pompeo Trump darin bestärkt, das Atomabkommen mit Teheran zu kündigen.

Präsident Trump hat seinen neuen Außenminister jetzt mit ähnlichen Vorschusslorbeeren bedacht wie vor einem Jahr seinen alten. Zwischen ihm und Pompeo stimme die Chemie, er habe jetzt fast das Kabinett, das er sich wünsche, sagte der Präsident. Darüber kann sich Pompeo durchaus freuen. Aber er weiß aus eigener Ansicht, dass Lobgesänge von Donald Trump manchmal nicht länger halten als ein Twitter-Tweet.

© SZ vom 15.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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