Profil:Matthias Machnig

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Umtriebiger Opel-Koordinator des Bundes und ehrgeiziger Schattenmann der SPD.

Von Michael Bauchmüller

Der Schatten über dem Staatssekretär - am Dienstag warf ihn die Kanzlerin höchstselbst. Morgens noch hatte Matthias Machnig, Opel-Koordinator der Bundesregierung, in Rüsselsheim mit Management und Konzernbetriebsrat verhandelt. Die gute Nachricht aber verbreitete am Nachmittag das Kanzleramt: Der PSA-Chef hatte Angela Merkel zugesagt, alle bestehenden Jobgarantien zu übernehmen. Der Koordinator blieb im Hintergrund, wie auch diesen Donnerstag. Dann reist Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) nach Paris, wieder geht es um die Übernahme von Opel. Die Gespräche sind vorbereitet - durch ihren Staatssekretär Machnig.

Das Schattendasein hat für den Sozialdemokraten mittlerweile etwas Schicksalhaftes. Als Gerhard Schröder 1998 Kanzler wurde, stand hinter der Kampagne: Machnig. Als Sigmar Gabriel sich über das Amt des Umweltministers 2009 an die SPD-Spitze heranrobbte, hieß sein oberster Stratege: Machnig. Als Martin Schulz durch eine Europawahl bundesweit bekannt wurde, weil die SPD ihn zum Mister Europa erkor, leitete seinen Wahlkampf: Machnig.

So viel Schatten ist kein leichtes Los für den Sauerländer, dessen Selbstbewusstsein größer ist als das aller Beamten im Ministerium zusammen. Schon deshalb galt Machnig, 56, als heißer Kandidat für den Posten des Wirtschaftsministers, als Sigmar Gabriel das Amt kürzlich abgab. Dass am Ende Brigitte Zypries übernahm, war ein Rückschlag, den Machnig inzwischen verkraftet hat. Stattdessen fungiert er nun als eine Art Schattenminister für Wirtschaft. Seit sich dort zwei Staatssekretäre die Arbeit von dreien teilen, verantwortet Machnig fast zwei Drittel der Abteilungen.

Das aber macht er mit einer Rastlosigkeit, die manchen seiner Mitarbeiter an den Rand des Wahnsinns treibt. Machnig verlangt viel, und er kann ziemlich unbequem sein. Effizient allerdings ist er auch. Als Ceta, das Handelsabkommen der EU mit Kanada, die SPD zu spalten drohte, übernahm Machnig die Nachverhandlungen mit Brüssel und Ottawa. Am Ende stand jener Kompromiss, hinter dem sich ein Parteikonvent der SPD mehrheitlich versammeln konnte. Machnig verhandelt am einen Tag über Fusionen deutscher Supermarktketten und am nächsten über strategisch heikle Firmenkäufer aus China. Zwischendurch raucht er drei Schachteln Zigaretten weg und grübelt über die Zukunft der Sozialdemokratie. Machnig ist der Prototyp des einflussreichen Strippenziehers, ein Stratege im Hintergrund.

Ganz weit vorne freilich stand Machnig auch schon. 2009, er war damals Wirtschaftsminister in Thüringen, berief ihn Peer Steinbrück ins Schattenkabinett, als Experten für Energiepolitik. Doch wenige Tage vor der Wahl wurde eine Gehaltsaffäre publik, wegen der er noch heute vor Gericht streitet - um seine Reputation, wie er sagt. Seinerzeit zerschlugen sich die Hoffnungen auf ein Ministeramt in Berlin. Aufgegeben hat er sie deshalb aber noch lange nicht.

© SZ vom 23.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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