Profil:Margaret Qualley

Lesezeit: 2 min

Die Jungschauspielerin mit berühmter Mutter wird durch einen Videoclip prominent.

Von David Pfeifer

"Die Tochter von Andie MacDowell" ist bislang die übliche Bezeichnung für Margaret Qualley, 22 Jahre alt. Andie MacDowell war in den 1990er-Jahren so etwas wie ein Sexsymbol der denkenden Männer, sehr lockig, bezaubernd und ein bisschen zickig in Filmen wie "Und täglich grüßt das Murmeltier", "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" und "Sex, Lügen & Video". In den vergangenen Jahren geriet sie in Vergessenheit, weil sie hauptsächlich Nebenrollen spielte, in Filmen, denen kein großes Publikum beschieden war (zuletzt "Magic Mike XXL").

Auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs heiratete McDowell ein Male-Model namens Paul Qualley, den sie bei Werbeaufnahmen kennengelernt hatte. Aus der Ehe, die 1999 geschieden wurde, gingen drei Kinder hervor. Die jüngste Tochter, Sarah Margaret Qualley, stand bis vor wenigen Tagen erst am Anfang einer hoffnungsvollen Karriere. Sie spielte in der HBO-Serie "The Leftovers" mit und ergatterte erste Nebenrollen in größeren Filmen wie der Komödie "The Nice Guys".

Und nun das: weltweite Berühmtheit binnen weniger Tage - durch einen Werbespot. Normalerweise ist es nicht das, was Schauspieler wünschen, durch Werbung bekannt zu werden. Aber hier verhält es sich ausnahmsweise anders, denn Regie führte der Independent-Regisseur Spike Jonze. Dieser ist seit Jahren eine feste Größe in dem schmalen Arbeitsbereich, den Hollywood für Ausnahmekönner reserviert hält. Jonze drehte und schrieb Filme wie "Being John Malkovich" und "Her", er inszenierte spektakuläre Musik-Videos für Fatboy Slim und er gilt ganz allgemein als halbwahnsinniges Genie mit außergewöhnlichen Einfällen. Wenn also Spike Jonze nachfragt, ob man für ihn vor der Kamera stehen möchte, dann sagt man nicht "Nein" - ziemlich egal, um was es geht.

Aus genau diesem Grund werden die Produktverantwortlichen des Mode-Labels Kenzo auch genau diesen Spike Jonze angefragt haben, als sie jemanden suchten, der Werbung für ihr Parfum macht. Sie wussten, dass Jonze etwas inszeniert, über das gesprochen und das innerhalb weniger Tage millionenfach gesehen und geteilt werden wird. Und so kam es: In dem Spot sehen wir also Margaret Qualley, die jene etwas schwerer zu entschlüsselnde Schönheit ihrer Mutter geerbt hat, ohne ihr wirklich ähnlich zu sehen, bei einem Gala-Dinner sitzen. Reden sind gedämpft zu hören, die junge Frau langweilt sich offensichtlich zu Tode. Sie entschuldigt sich bei der Tischgesellschaft, geht vor die Tür, steht einsam in der Marmorhalle. Ihre etwas zu großen Lippen und die traurigen Augen binden die Aufmerksamkeit, bis plötzlich hektische Taktinstrumente einsetzen, Qualley zuckt mit den Augen zur Seite, nach oben, fängt an Grimassen zu schneiden und legt dann mit einem wilden, irren und faszinierend anzusehenden Tanz durch das ganze Theater los. Sie drückt dabei rein körperlich aus, was viele in sozial mühsamen Situationen wie dieser denken: Wie herrlich wäre es, sich genau jetzt völlig geistesgestört aufzuführen?

Dabei hilft, dass Margaret Qualley Tänzerin werden wollte und am American Ballett Theatre in New York sowie am French Ballett lernte, bevor sie auf die Schauspielschule wechselte. Die Pirouetten in dem Clip sitzen nicht wie bei einer Ballerina, aber der Ausdruck stimmt. Und für die sehr verdrehten Tanzschritte und Posen ist Qualley fast schon überqualifiziert. Die Choreografie fällt, wie man von Spike Jonze erwarten kann, durchgehend ungewöhnlich aus, sodass Qualley dabei sogar Humor zeigen kann. Das Rezept scheint aufzugehen: Der Clip wurde bis Redaktionsschluss von Millionen Menschen völlig freiwillig angesehen, ohne dass Kenzo Werbezeit dafür hätte kaufen müssen.

Und Andie MacDowell wird sich vermutlich bald daran gewöhnen müssen, als "die Mutter von Margaret Qualley" bezeichnet zu werden

© SZ vom 03.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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