Profil:Lee Jae Yong

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Der Samsung-Kronprinz muss sich jetzt im Feuerwehreinsatz bewähren.

Von Christoph Neidhart

Lee Jae Yong gehört zu den Jungen, die "mit einem goldenen Löffel hochgepäppelt wurden". So nennen die Südkoreaner die dritte Generation jener Clans, die die großen Familienkonzerne kontrollieren. Und niemand ist mit einem größeren goldeneren Löffel aufgewachsen als Lee Jae Yong, das älteste Kind von Lee Kun Hee, dem Patriarchen von Samsung. Jetzt muss der 48-Jährige das bisher blühende Unternehmen aus dem Schlamassel ziehen, in den es mit seinem Galaxy Note 7 geraten ist. Nachdem einige Dutzend Exemplare des Vorzeige-Smartphones Feuer gefangen hatten, begann Samsung, die zweieinhalb Millionen bereits ausgelieferten Telefone gegen "sichere" Geräte auszutauschen. Da sich jedoch auch Austauschgeräte entzündeten, gab Samsung das Note 7 diese Woche auf. Der direkte Verlust wird auf bis zu 15 Milliarden Euro geschätzt - der Image-Schaden ist da noch nicht eingerechnet.

Samsung ist der größte Chaebol, wie man die Familienunternehmen nennt, die den raschen wirtschaftlichen Aufstieg Südkoreas möglich machten, die dessen Wirtschaft jetzt jedoch eher destabilisieren. Sie sind einfach zu groß. Samsung generiert 20 Prozent der Wirtschaftsleistung Südkoreas. Sollten seine Geschäfte einbrechen, rutscht das ganze Land in eine Krise.

De facto leitet Lee Jae Yong, den die Presse den "Kronprinzen" nennt, das Konglomerat von fast 80 Firmen mit 490 000 Mitarbeitern. Nominell wird Samsung freilich noch von seinem seit zwei Jahren schwer kranken Vater Lee Kun Hee geführt. Kommenden Januar hätte dem Sohn offiziell die Allein-Verantwortung über "Samsung Electronics", die größte Teilfirma der Gruppe, übertragen werden sollen. Doch was als Inthronisierung geplant war, gerät nun zum Feuerwehreinsatz, von dessen Gelingen ganz Südkorea abhängt.

Die Familie Lee, die über Heirat und Verwandtschaft auch mit anderen Chaebol verbunden ist, hält weniger als zwei Prozent der Samsung-Aktien. Die Gruppe ist jedoch so strukturiert, dass der alte Lee das Unternehmen führen konnte, als wäre es sein Privatbesitz. Lee Jae Yong gilt als offener als sein Vater. Er sei auch "urbaner", heißt es, habe jedoch weniger Charisma. Als einziger Sohn wurde er von klein an auf die Thronfolge vorbereitet. Er studierte Geschichte Ostasiens und Wirtschaft in Seoul, Tokio und Harvard, brach seine Doktorarbeit aber ab. Außer Koreanisch spricht er auch Japanisch und Englisch.

Mit 23 Jahren trat er in die Geschäftsleitung ein, sein Vater schuf eine Planungsstelle für ihn. Forbes beziffert sein Vermögen auf knapp acht Milliarden Dollar. Aber er hat sich nie bewähren oder gegen Konkurrenten durchsetzen müssen. Viele Koreaner zweifeln an seinen Fähigkeiten, zumal die Generation mit den goldenen Löffeln eher durch Skandale als durch Leistung aufgefallen ist: Lee Jae Yong etwa mit seiner Promi-Scheidung, bei der um Alimente von einer Million Euro pro Jahr gestritten wurde.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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