Profil:Laurent Wauquiez

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Laurent Wauquiez, Vorzeige-Rechter der französischen Republikaner. (Foto: Jeff Pachoud/AFP)

Vorzeige-Rechter der französischen Republikaner mit scharfmacherischem Ton.

Von Christian Wernicke

Laurent Wauquiez liebt klare Verhältnisse. "Eine Politik, die nur lauwarmes Wasser anrührt, finde ich langweilig", hat der französische Konservative vor Jahren einmal gesagt. Wauquiez bringt die politische Debatte gern mit markigen Parolen zum Kochen. Und dabei, so bestätigt eine Parteifreundin, "kalkuliert er seine Provokationen mit Eiseskälte". Heiß oder kalt, nie lau - mit dieser Methode avanciert der erst 40-jährige, gleichwohl schon ergraute Politiker nun zum Hoffnungsträger der bürgerlichen Rechten. Parteichef Nicolas Sarkozy hat Wauquiez soeben zum zweiten Mann der Republikaner gekürt.

Die Personalie ist als Signal für einen kräftigen Rechtsruck der Partei gemeint. Wauquiez soll helfen, dem rechtsextremen Front National (FN) das Wasser abzugraben. Bei den jüngsten Regionalwahlen war dies Sarkozys Politgesellen eindrucksvoll gelungen: Wauquiez gewann die Region Rhône-Alpes-Auvergne, mit 7,7 Millionen Einwohnern der zweitwichtigste Landstrich Frankreichs. Für den Sieg scheute der Republikaner kein Mittel. Der in Lyon geborene Katholik demonstrierte an der Seite bekannter Rechtsextremisten gegen die Homo-Ehe, und er klebte Plakate mit Sprüchen, die sich wie Parolen des Front National lasen: "Immigration - Brüssel - Schluss damit!" Die Kampagne wirkte - so sehr, dass sogar FN-Lokalgrößen zur Wahl von Wauquiez aufriefen.

So nah am rechten Rand stand Laurent Wauquiez nicht immer. In die politische Lehre gegangen ist der Sprössling einer wohlhabenden Familie bei eher moderaten Konservativen wie dem überzeugten Europäer Jacques Barrot. Zuvor hatte der smarte junge Mann die besten Pariser Lycées und hernach drei Elitehochschulen absolviert. Wauquiez ist ganz und gar ein Produkt der Kaderschmieden des französischen Establishments. Er gilt als kultiviert, elegant, ehrgeizig: Mit 29 Jahren war er jüngster Parlamentsabgeordneter, mit 32 Junior-Minister unter Sarkozy. Er kam voran, aber er spürte kein Feuer: "Wenn man mich damals gefragt hätte, warum ich Politik mache, ich hätte nichts sonderlich Interessantes zu sagen gewusst."

Das, so jedenfalls deutet Wauquiez sich rückblickend selbst, änderte sich dann vor vier Jahren. Im Mai 2011 überraschte der bis dato gemäßigt Konservative mit einer scharfen Attacke gegen alle Landsleute, die sich von Sozialleistungen aushalten ließen: "Das ist ein Krebsgeschwür der Gesellschaft!" Wauquiez vollzog damals persönlich, was er jetzt seiner Partei verschreiben soll - den Schwenk nach rechts. Er schrieb ein Pamphlet gegen Europa, er forderte die präventive Internierung von mehr als 4000 Bürgern mit terrorverdächtigen Kontakten. Er hält rechtsgerichteten Beratern die Treue, die selbst Sarkozy schon verbannt hatte.

Und Wauquiez bricht mit Freunden. Frühere Weggefährten bezeichnen ihn schon als "Judas". Aber das lässt ihn kalt. Denn sein Eisen im Feuer der Republikaner ist heiß wie nie.

© SZ vom 22.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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