Profil:Juliane Seifert

Lesezeit: 2 min

Wahlkampfleiterin von Martin Schulz, nun mit noch mehr Arbeit.

Von Christoph Hickmann

(Foto: Michael Kappeler/dpa)

Es ist ja nicht so, dass es für Juliane Seifert bislang ein entspannter Sommer gewesen wäre. Seifert, 39, ist Bundesgeschäftsführerin der SPD, was die sogenannte Work-Life-Balance im Jahr einer Bundestagswahl naturgemäß dahingehend kippen lässt, dass vom Life nicht mehr übermäßig viel übrig bleibt. Doch nun könnte noch etwas mehr Arbeit auf Seifert zukommen.

Am Freitag wurde bekannt, dass Markus Engels, technischer Wahlkampfleiter der SPD und einer der wichtigsten Vertrauten des Kanzlerkandidaten Martin Schulz, vorerst aus gesundheitlichen Gründen ausfällt. Bislang hatte Engels gemeinsam mit Seifert die zweiköpfige technische Wahlkampfleitung der Sozialdemokraten gebildet. Nun muss Seifert die Aufgabe fürs Erste allein übernehmen. Wobei sie selbst offenbar nicht mit ausufernden neuen Belastungen rechnet: "Für mich ändert sich nicht übermäßig viel", sagt sie. Die "strategischen Aufgaben", die bislang Engels übernommen habe, werde künftig vor allem Generalsekretär Hubertus Heil ausfüllen. "Ich kümmere mich, wie auch bisher schon, hauptsächlich um die Organisation des Wahlkampfs." Wobei sie auf Nachfrage dann doch noch zugibt: "Na gut, ein bisschen was kommt schon hinzu."

Derzeit sieht es nicht allzu gut aus für Schulz - doch die Historikerin Seifert hat Erfahrung mit scheinbar aussichtslosen Situationen. Bevor sie im vergangenen Jahr SPD-Bundesgeschäftsführerin wurde, arbeitete sie in der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz. Dort koordinierte sie das Referat "Politische Planung und gesellschaftliche Analysen" und erlebte mit, wie Ministerpräsidentin Malu Dreyer, obwohl sie bereits weit zurücklag, im März 2016 nach einer Aufholjagd den Wahlsieg holte. Seifert dürfte ihren Anteil daran gehabt haben, dass Dreyer stets bei ihrem konsequent flüchtlingsfreundlichen Kurs blieb und sich hinter die Politik Angela Merkels stellte - also jene Politik, die Schulz nun im Rückblick zumindest teilweise kritisiert.

Zur Politik gekommen ist Seifert an der Universität, wo sie sich bei den Jusos engagierte. Es folgten Stationen im Büro einer Bundestagsabgeordneten, beim Ostbeauftragten der Bundesregierung und in der rheinland-pfälzischen Landesvertretung beim Bund. Entweder war sie schon immer Optimistin, oder sie hat sich über die Jahre eine gewisse Unverdrossenheit angeeignet, jedenfalls sagt sie über die SPD: "Die Stimmung ist sehr gut." Das habe man etwa daran gesehen, dass zum Parteitag Ende Juni 6000 Leute gekommen seien.

Seiferts Bruder war Sprecher der ehemaligen SPD-Generalsekretärin Katarina Barley und folgte ihr kürzlich ins Familienministerium. Mit ihm besitzt Juliane Seifert ein Segelboot, das auf dem Berliner Müggelsee liegt. Horst Ehmke heißt es, benannt nach dem kürzlich verstorbenen ehemaligen Kanzleramtschef. Nur kommt Seifert, Stichwort Work-Life-Balance, derzeit nicht dazu, den Müggelsee zu befahren. "Aber ich hoffe auf einen sonnigen Sommer 2018."

© SZ vom 25.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken
OK