Profil:Juan Carlos Varela

Lesezeit: 2 min

Juan Carlos Varela, der Präsident Panamas. (Foto: AP)

Panamas Präsident, in Erklärungsnot statt in Feierlaune.

Von Sebastian Schoepp

Eigentlich war Juan Carlos Varela ganz aufs Feiern eingestellt. Am 26. Juni will der Präsident mit viel Pomp den erweiterten Panama-Kanal einweihen. Milliarden hat das Land in die Verbreiterung der Wasserstraße zwischen Atlantik und Pazifik gesteckt, damit auch die ganz großen Containerschiffe durchkommen, die heute die Ozeane befahren. Der Kanal ist Panamas wichtigste Einnahmequelle, er hat dem Land einen in Mittelamerika einzigartigen Lebensstandard beschert. Doch die Enthüllungen der Panama Papers könnten dem Konservativen Varela die Party verderben.

Zwar hatte der seit 2014 regierende, etwas blass wirkende Präsident eine "Null-Toleranz-Politik" gegen Korruption und Steuerbetrug angekündigt. Doch schon bei der Wahl seiner Minister bewies Varela nicht die glücklichste Hand: Bis vor Kurzem war Ramón Fonseca Mora Berater des Präsidenten im Ministerrang - einer der Gründer der Kanzlei Mossack Fonseca, aus der die Panama Papers stammen, die dubiose Geschäfte Hunderter Prominenter enthüllen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung bat Fonseca den Präsidenten um eine Auszeit, als ihm zugetragen wurde, was durch die Enthüllungen auf ihn zukommen könnte. Varela und Fonseca gehören zum Führungszirkel der Regierungspartei Partido Panameñista. Eine Menge Querverbindungen also, die der Präsident nun erklären muss.

Der 52-jährige Varela hat in den USA studiert und ist Vater dreier Kinder. Er ist ein typischer Vertreter der postkolonialen Oberschicht. Seine Vorfahren waren spanische Zuckerrohrpflanzer, heute destilliert das Familienunternehmen Hermanos Varela Produkte wie "Ron Abuelo", "Opas Rum", der bei Kennern einen ähnlich guten Ruf genießt wie sein Herkunftsland bei manchen Geldanlegern. Wie sehr Panama sich dem Finanzkapital ausgeliefert hat, kann man in der Hauptstadt sehen. Wo heute noch Mangroven wachsen, wuchert morgen schon der Betondschungel. Jeder scheint zu bauen, was er will. Wo das Geld für die an Miami erinnernde Skyline herkommt, ist kaum zu kontrollieren in dem Geflecht aus Clans, Kartellen und Klientelgruppen. Diese steuern auch die Politik - oder übernehmen sie gleich selbst wie Varelas Vorgänger Ricardo Matinelli, ein Supermarkt-Magnat, unter dem Varela zuerst als Vizepräsident diente, bis die beiden sich überwarfen und Martinelli Varela im Streit entließ.

Der Katholik Varela, Anhänger der Opus Dei, beschloss, selbst als Präsidentschaftskandidat anzutreten und gewann die Wahl mit einer Saubermann-Kampagne und dem Versprechen, mehr für die Armen zu tun, die vom Geldregen des Kanals bisher wenig abbekommen. Um sein Image zu untermauern, strengte Varela alsbald Korruptionsermittlungen gegen seinen Vorgänger Martinelli an, der sich ins Ausland absetzte. Auf die versprochene Verfassungsreform, die Panama transparenter und sozialer machen soll, warten die Bürger allerdings bis heute.

© SZ vom 05.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: