Profil:John Malone

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Rauflustiger Medienunternehmer, dem bald die Formel 1 gehört: John Malone. (Foto: Jim Urquhart / Reuters)

Rauflustiger Medienunternehmer, dem bald die Formel 1 gehört.

Von Caspar Busse

Der Mann lebt auf einer großen Ranch in der Nähe von Denver, Colorado, am Fuße der Rocky Mountains. Er hat eine Vorliebe für karierte Holzfällerhemden und große Wohnmobile, er ist einer der größten Landbesitzer in den USA, sein Vermögen wird auf sieben Milliarden Dollar geschätzt, seine Frau Leslie ist Pferdezüchterin. Mit seinem gescheitelten weißen Haar wirkt er wie ein netter älterer Herr. Doch im Ruhestand ist John Malone, 75, keineswegs. Der öffentlichkeitsscheue Amerikaner liebt vielmehr die ganz großen und die sehr riskanten Geschäfte.

Jetzt steigt Malone bei der Formel 1 ein, einem der wertvollsten und bekanntesten Sportereignisse der Welt. Sein Unternehmen Liberty Media kauft schrittweise die Mehrheit an der Rennserie, zahlt mehr als vier Milliarden Dollar, übernimmt Schulden und erwägt danach angeblich einen Börsengang. Es ist ein durchaus riskantes Geschäft. Denn die Formel, die seit 40 Jahren vom eigenwilligen Bernie Ecclestone beherrscht wird, funktioniert nach ganz eigenen Gesetzen und hatte zuletzt mit Problemen zu kämpfen. Die Präsenz in den USA ist gering, der Zuspruch der Fernsehzuschauer weltweit wird geringer, die Unzufriedenheit der Autoteams dafür größer.

Doch Malone ficht das alles offenbar nicht an. Er ist für seinen aggressiven und kompromisslosen Kurs bekannt. Der frühere US-Vizepräsident Al Gore gab ihm deshalb mal den Spitznamen "Darth Vader". Vor ein paar Jahren, bei einem Besuch in Berlin, sagte Malone über sein Geschäftsleben: "Es ist ein bisschen wie in der Schlacht." Er befinde sich in "einer Art Krieg" gegen die anderen Konzerne.

Geboren wurde er im Bundesstaat Connecticut an der Ostküste, sein Vater arbeitete bei General Electric. John Malone studierte Elektrotechnik und Wirtschaft und fing bei der Unternehmensberatung McKinsey an. Mitte der Siebzigerjahre stieg er in Denver in das damals noch junge Geschäft mit Kabelfernsehen ein und baute es aus. Seitdem hat er den Spitznamen "Kabel-Cowboy".

Heute ist sein Kabel- und Medienkonzern Liberty unübersichtlich groß, immer wieder unternimmt er milliardenschwere Investitionen. Malone besitzt auch Anteile am Baseball-Team Atlanta Braves und am Medienkonzern Discovery, zu dem der Fernsehsender Eurosport gehört. Discovery hatte zuletzt die Fernsehrechte an den Olympischen Spielen von 2018 bis 2024 gekauft, für 1,3 Milliarden Euro.

Auch in Deutschland ist John Malone aktiv. Der Kabelnetzbetreiber Unitymedia, der in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen sieben Millionen Kunden hat, gehört zu seinem Konzern. Sein Versuch, auch Kabel Deutschland zu übernehmen, scheiterte vor drei Jahren, damals machte der Mobilfunkkonzern Vodafone das Rennen - eine der wenigen Schlappen für Malone. "Für mich ist das Geschäft einfach Spaß", sagte Malone einmal. Jetzt will er es mit der Formal 1 versuchen.

© SZ vom 09.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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