Profil:Hans-Georg Maaßen

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Oberster Verfassungsschützer und Schellenbaum-Schüttler. (Foto: Fabrizio Bensch/Reuters)

Oberster Verfassungsschützer und Schellenbaum-Schüttler.

Von Heribert Prantl

Wollte man dem deutschen Verfassungsschutz ein beschreibendes Kürzel zuerkennen, dann böte sich ein "ff" an. Bei Fleisch- und Wurstwaren ist dieses "ff" eine Qualitätsbezeichnung und bedeutet so viel wie "hochfein". Das wäre der Verfassungsschutz auch gern. In der Musik steht "ff" für fortissimo, was "sehr laut" bedeutet. Das trifft es ziemlich gut, wenn man dabei an den derzeitigen Verfassungsschutz-Präsidenten denkt: Hans-Georg Maaßen, 53, ist ein sehr lauter, sehr selbstbewusster, sehr bedeutungsschwangerer Chef. Wenn man ihn "forschforsch" nennt, tut man ihm erstens nicht unrecht, entspricht man zweitens dem Selbstbild, das er von sich hat, und reiht ihn drittens lautmalend ein in die Reihe der früheren Präsidenten, die Frisch und Fromm hießen.

In den bisher knapp vier Jahren seiner Amtszeit hat Maaßen mehr Interviews gegeben als sein Vorgänger Heinz Fromm, der ein respektabler Präsident war, in all seinen zwölf Jahren. Das ist per se nicht von Übel. Merkwürdig ist aber, was Maaßen so von sich gibt: Seit einiger Zeit beklagt er sich über zu viel demokratische Kontrolle des Geheimdienstes. Bei seiner Vernehmung vor dem NSA-Untersuchungsausschuss schob er neulich gar die Schuld an einem künftigen Anschlag mehr oder minder den Parlamentariern zu: Seine Leute und er, so klagte Maaßen, kämen bei all den Vorladungen ja kaum mehr zu ihrer Aufklärungsarbeit. Bei dieser Gelegenheit löste Maaßen noch dadurch Verwunderung aus, dass er den Abgeordneten darlegte, es könne sich bei Edward Snowden um einen russischen Spion handeln. Seine Vorgänger hätten derlei allenfalls, wenn überhaupt, unter vier Augen geraunt.

Maaßen läuft halt gern klingelnd mit dem Schellenbaum durch die Lande. Das war nicht immer so. Als Büroleiter von Claus Henning Schapper, der Staatssekretär unter Innenminister Otto Schily war, galt Maaßen als zurückhaltender Beamter. Aber in dieser Zeit hat er wohl gelernt, dass es besser ist aufzutrumpfen, als sich falten und knicken zu lassen. Sein Chef Schapper, der von stoischer Geduld war, wurde von Schily immer wieder öffentlich gedemütigt. Maaßen zog daraus wohl die Lehre, dass es besser ist, selber den Schily zu spielen: Der Jurist aus Mönchengladbach wurde ein Law-and-order-Mann, Referatsleiter Ausländerrecht und Leiter des Stabs Terrorismusbekämpfung. Dem Bremer Murat Kurnaz, der unschuldig in Guantanamo gesessen hatte, wollte er die Wiedereinreise nach Deutschland verweigern mit der Begründung, der Mann habe sein Rückkehrrecht verwirkt, da er länger als sechs Monate im Ausland gewesen sei.

Im Verfassungsschutz selbst scheint der auftrumpfend-dominante Habitus des Präsidenten gut anzukommen - weil er dem ramponierten Dienst vermeintlich neues Gewicht gibt. Vielleicht ist das alles Maaßens Versuch, sich die Loyalität des Hauses zu sichern. Etliche Vorgänger scheiterten daran, dass sie es nicht in den Griff bekamen.

© SZ vom 13.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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