Profil:Garbiñe Muguruza

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Vielbeachtete Siegerin in Paris und neuer Star im Tennis: Garbiñe Muguruza. (Foto: Reuters)

Vielbeachtete Siegerin in Paris und neuer Star im Tennis.

Von Philipp Schneider

Jedes Finale bei den French Open schreibt seine eigene Geschichte. Die Frage ist nur, wie viele Spuren es hinterlässt im roten Sand von Roland Garros. Unvergessen ist das Match zwischen der 18-jährigen Steffi Graf und der 17-jährigen Natalia Zvereva im Jahr 1988, gerade einmal 32 Minuten benötigte Graf für ein 6:0, 6:0. Es war das kürzeste Grand-Slam-Finale, also in einem der großen Turniere, das jemals gespielt wurde, und für Zvereva: ein bisschen peinlich. An den Sieg von Garbiñe Muguruza, 22, am Samstag wird man sich noch länger erinnern - weil sie das Match auf so wundersame Weise beendete.

Muguruza spielte einen frechen Lob, der hoch über Serena Williams flog und dann exakt hinter der Weltranglistenersten auf der Grundlinie einschlug. Und weil die Amerikanerin mit ihrem breiten Kreuz der Gegnerin den Blick auf den Abdruck versperrte, wird man sich an dieses Finale zurückbesinnen als an eines, in dem die Siegerin von der Unterlegenen erst über ihren Sieg informiert werden musste.

Muguruza ist die erste Spanierin seit Arantxa Sanchez Vicario 1998, die das bedeutendste Sandplatzturnier der Welt gewonnen hat. Für die ehemalige Weltranglistenvierte, die nun auf den zweiten Platz vorrücken wird, ist es der erste Grand-Slam-Erfolg ihrer Karriere. "Ein Traum hat sich erfüllt. Wenn du in Spanien als Kind mit dem Tennis anfängst, dann willst du nur ein Turnier gewinnen: Roland Garros", sagte sie nach dem 7:5, 6:4 gegen Williams. Dabei wurde sie in Caracas, Venezuela geboren. Ihre Mutter stammt von dort, ihr Vater ist Baske. Erst im Vorjahr entschied sie sich, im Fed-Cup für Spanien anzutreten. Dass ihr Größeres zuzutrauen ist, hat Muguruza schon im Mai 2014 angedeutet. In der zweiten Runde der French Open besiegte sie Serena Williams und zog ins Halbfinale ein. Ende des Jahres war sie die Einzige in der Saison, die auch Simona Halep besiegt hatte, damals die Nummer zwei der Welt. Im Juli erreichte sie dann das Finale von Wimbledon, verlor dort aber noch gegen Serena Williams.

Der Siegerin von Paris ist zuzutrauen, dass sie sich in der Weltspitze behauptet. Gerade weil sie, was für Spanierinnen nicht üblich ist, auf allen Belägen Siegchancen hat. Sie ist mit 1,82 Metern groß gewachsen und verfügt über genug Kraft und Angriffslust, um ein Match von der Grundlinie zu diktieren. Ausgebildet wurde sie in der Akademie des zweimaligen French-Open-Siegers Sergi Bruguera in Barcelona. Seit September trainiert sie der Franzose Sam Sumyk, der auch schon die Weißrussin Victoria Azarenka zur Nummer eins der Welt gemacht hat.

Abseits des Platzes fällt Muguruza mit interessanten Bemerkungen auf. Der Zeitung El País sagte sie über die vermeintliche Harmonie unter den Spielerinnen: "Die Wahrheit ist, dass sie sich allesamt hassen." Gut möglich also, dass diese French Open in Erinnerung bleiben werden als ein Turnier, in dem eine große Karriere begann.

© SZ vom 06.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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