Profil:Francisco Javier Garcia Sanz

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Francisco Javier Garcia Sanz, Einkaufsvorstand von VW. (Foto: Bloomberg)

Einkaufsvorstand von Volkswagen.

Von Thomas Fromm

Um die Welt des Einkaufsvorstands Francisco Javier Garcia Sanz, 59, zu verstehen, muss man mit den Zahlen beginnen. Volkswagen, einer der größten Autokonzerne weltweit, hat im vergangenen Jahr mehr als 200 Milliarden Euro umgesetzt. 149 Milliarden davon wurden gleich wieder für den Einkauf von Autoteilen ausgegeben. Wer über solche Summen verfügt, gehört nicht nur zu den mächtigsten Menschen im Konzern. Wenn ein Unternehmen wie VW eine Milliarde Euro mehr oder weniger Gewinn macht, dann liegt das unter anderem auch an Männern wie Garcia Sanz.

In diesen Tagen musste der Spanier eine ganz neue Erfahrung machen und lernen, dass Macht nicht unendlich ist. Relativ kleine, aber für die Produktion von Autos wie dem Golf notwendige Zulieferer hatten die Versorgung mit Sitzbezügen und Getriebeteilen blockiert. Nun haben sich die Partner zusammengerauft; es wird wieder geliefert. Aber Garcia Sanz muss sich seine seitenlangen Lieferantenlisten nun noch einmal vornehmen: Gibt es da noch andere Zulieferer, von denen sich VW bei einzelnen Bauteilen abhängig gemacht hat und die jetzt aus der Deckung kommen könnten? Und, ganz grundsätzlich: Was läuft da eigentlich schief im Verhältnis zwischen Konzern und kleinen Lieferanten; was muss anders werden?

Je mehr die Zulieferer in Preisverhandlungen gedrückt werden, desto besser ist das für den Profit des Autoherstellers. Allerdings ist es nicht immer gut für das Verhältnis zwischen den beiden.

Garcia Sanz, geboren in Madrid, ein Mann mit kräftiger Statur und mächtigem Schnauzbart, kann bei öffentlichen Auftritten sehr jovial und humorvoll sein. In den Gesprächen mit seinen Lieferanten soll es dann weniger gemütlich-barock zugehen. Die Geschichte begann vor vielen Jahren: Als José Ignacio López, "Würger von Wolfsburg" genannt und so etwas wie der Urahn aller Kostenkiller, 1993 als Einkaufschef zu VW stieß, brachte er seine Entourage mit - unter anderem auch den jungen Garcia Sanz. Der Spanier habe seine "Krieger" mitgebracht, hieß es damals.

Heute ist einer dieser Krieger längst selbst ganz oben, und im Nebenjob noch Aufsichtsratschef des VW-Klubs VfL Wolfsburg. Als er vor einigen Wochen an seine Zulieferer schrieb, wussten die, was die Stunde geschlagen hatte. "Um Zukunftsthemen finanzieren zu können, müssen wir deutlich effizienter werden", schrieb Garcia Sanz. Was er meinte, war: Die Dieselaffäre kostet uns ein Vermögen, also müssen die Preise weiter runter. Ob es euch gefällt oder nicht.

Eine interessante Doppelrolle für den Manager: Seit er in der Abgasaffäre überraschend zum Chefaufklärer des Konzerns gekürt wurde, sieht Garcia Sanz täglich, wie sehr sich der Skandal in die Wolfsburger Bilanzen hineinfrisst. Ein Aufklärer, der ohnehin der knallharte Kostenkontrolleur ist: Den Zulieferern stehen - auch nach dem Machtkampf - keine gemütlichen Zeiten bevor.

© SZ vom 25.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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