Profil:Florian Mundt alias LeFloid

Lesezeit: 2 min

Youtube-Star und Interviewer von Angela Merkel.

Von Johannes Boie

Manche Menschen definieren sich vor allem darüber, was sie nicht sind. Klar, Florian Mundt, 27, ist eben nicht: ein klassischer Journalist. Und Mundt nennt sich nicht, wie er heißt. Er nennt sich LeFloid. Seine Arbeit besteht nicht darin, Neues herauszufinden, sondern darin zu erzählen, was anderswo schon steht. Das macht er in einem Studio, das nicht aussieht wie ein Studio, sondern wie ein Kinderzimmer. Und natürlich spricht er nicht wie ein Nachrichtensprecher, sondern wie ein Teenager auf Kokain. Das Einzige, was in seinen Videos noch schneller ist als seine Sprache, sind die Schnitte. Zack, zack, zack, manche Zuschauer bekommen vielleicht Kopfweh davon, aber für andere sind die Videos eindeutig besser als die " Tagesschau", nämlich für Menschen, die noch vor 20 Jahren als aufmerksamkeitsgestörte Hyperaktive bezeichnet worden wären und die trotzdem großes Interesse an Nachrichten haben - also im Grunde für ziemliche viele, die nach 2000 geboren und mit dem Internet aufgewachsen sind.

LeFloids Motto lautet "Action News. Aber hart!", und "hart" heißt bei ihm zum Beispiel, dass er seinen jugendlichen Zuschauern erklärt, die Bundesregierung grabe "sich gerade so frivol durch den Mastdarm der USA wie ein devoter, blinder, tauber, geistig behinderter Maulwurf". Die Bundesregierung hat das offenbar nicht gestört. Ihre Chefin ließ LeFloid durch ihren Sprecher Steffen Seibert einladen. Und so kommt es, dass LeFloid am Freitag mit Kanzlerin Angela Merkel ein Sommerinterview führen wird. Ob sich Merkel ins Kinderzimmerstudio begeben wird, weiß man nicht, aber sicher wird so oder so alles ganz anders sein, als man es von den Sommerinterviews im ZDF kennt. Was nicht schlecht sein muss.

Sicher ist auch, dass LeFloid weniger eigene Fragen stellen wird als die seiner Fans. Hunderte von ihnen posten fleißig unter dem Hashtag #netzfragtmerkel ihre Fragen auf Youtube - zum Beispiel, ob Merkel nicht mal privat für die Griechen spenden wolle, ob man nicht psychedelisch wirkende Pilze langsam mal erlauben sollte, was Merkel von Bushido und Sido halte und warum das Abi in den Bundesländern unterschiedlich schwer, aber die Zulassungen für Unis bundesweit einheitlich seien.

Für die Kanzlerin ist die Einladung ein cleverer Zug. Sie erreicht in LeFloids 2,5 Millionen Abonnenten eine beeindruckend große Menge junger bis sehr junger Menschen, und sie zeigt sich damit neuen Medien im Netz gegenüber aufgeschlossener als manches Medienunternehmen. In exakt dieser Sphäre, die der Niedergang von Heftchen wie Bravo und der Aufstieg von Youtube schuf, hat sich LeFloid längst breitgemacht. Der Teenager-Star, der unlängst einem zu Pro Sieben Sat 1 gehörenden Vermarktungsnetzwerk beitrat, unterhält mehrere Youtube-Kanäle, mit denen er mindestens ein sehr ordentliches Journalistengehalt verdienen dürfte. Gut möglich, dass es künftig noch mehr werden wird.

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: