Profil:Eva Lohse

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Oberbürgermeisterin, CDU-Mitglied und bald Präsidentin des Städtetags: Eva Lohse. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Oberbürgermeisterin, CDU-Mitglied und bald Präsidentin des Städtetags.

Von Jan Bielicki

Manchmal, wenn Eva Lohse aus ihrem Büro im 15. Stock des Rathauses von Ludwigshafen blickt, kann sie etwas Neid "nicht verhehlen". Drüben, rechts des Rheins, liegt das badische Mannheim und etwas weiter weg das hessische Weinheim, und ihre dortigen Kollegen müssen sich eben nicht verschulden für die laufenden Geschäfte ihrer Städte: "Die kennen das Wort Kassenkredite gar nicht", sagt Lohse.

Die Christdemokratin dagegen ist Oberbürgermeisterin einer Stadt, die sich in allen Listen der bundesweit am höchsten verschuldeten Städte auf vorderen Plätzen findet. Das immer steilere Gefälle zwischen armen und reichen Kommunen bedrückt auch den Deutschen Städtetag. Da passt es gut, dass der Städteverband an diesem Donnerstag Lohse zur Präsidentin wählen will. Die 59-Jährige, bisher Vizepräsidentin, übernimmt das Amt turnusgemäß vom Sozialdemokraten Ulrich Maly. Die CDU ist wieder dran, und allzu viele Stadtoberhäupter stellen die Christdemokraten in den Großstädten nicht mehr. In Dresden etwa, wo Lohse ihre Einstandsrede halten wird, hat die CDU bei der Wahl am Sonntag das OB-Amt nicht halten können.

Lohse dagegen regiert ziemlich unangefochten in ihrer Stadt, in der christdemokratische Wahlerfolge keineswegs selbstverständlich sind. Ludwigshafen ist ja eine Industrie- und Arbeiterstadt, immer noch geprägt von dem Chemie-Riesen BASF, dem weitaus größten Arbeitgeber und Steuerzahler am Ort. Lange hat die Stadt nur SPD-Oberbürgermeister gekannt, bis 2001 bei der ersten Direktwahl des Stadtoberhaupts die promovierte Verwaltungsjuristin und zweifache Mutter antrat und völlig unerwartet gewann.

Sie ist, sagt sie, "ein Kind dieser Stadt", aus einer Familie, in der Frauen immer etwas schafften. Eine ihrer Schwestern leitet die staatliche Kunsthalle in Karlsruhe, die andere ist Literaturprofessorin in Berlin. Schon ihre Mutter saß für die CDU im Ludwigshafener Stadtrat, der damalige Ratsfraktionschef Helmut Kohl hatte sie im Wohnzimmer der Familie zur Kandidatur überredet. Eva Lohse war also gut vernetzt, bevor sie eher spät, mit 38, in die Kommunalpolitik einstieg.

Im Stadtrat stützt sie sich auf ein Bündnis ihrer CDU mit der SPD; sie nimmt für sich in Anspruch, dass ihre Stadt attraktiver geworden ist, für die Bürger, die heute an den Rhein können, wo früher Industriebrachen Sicht und Weg versperrten, aber auch für Investoren. Die Schulden freilich sind geblieben, wie in so vielen Standorten alter Industrien, wo die Arbeitslosenquote und darum auch die städtischen Sozialkosten höher sind als anderswo. Dazu kommt nun die auch für das multikulturelle Ludwigshafen "gigantische Herausforderung", viele Menschen zu integrieren, die hier Asyl und Zuflucht suchen. Lohse wird, so sagt sie, auch künftig die finanzielle Hilfe des Bundes und der Länder für die Städte einfordern - und zwar ebenso laut wie ihr Vorgänger Maly: "Wir machen genau so weiter."

© SZ vom 11.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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