Profil:Dieter Zetsche

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Foto: Emmanuel Dunand/AFP (Foto: EMMANUEL DUNAND; Emmanuel Dunand/AFP)

Betont lässiger Daimler-Chef, der jetzt auch ein Diesel-Problem hat.

Von Thomas Fromm

Am Anfang dachte man noch, der neue Stil des Dieter Zetsche wäre nur eine Marotte, die er bald wieder ablegen würde. Vielleicht wollte der Daimler-Chef einfach nur mal zeigen, dass er auch Silicon Valley kann und nicht nur Sindelfingen. Dann aber kam er immer öfter mit Jeans, Turnschuhen und Sportsakko. Und als er neulich bei der Hipster-Konferenz South by Southwest (SXSW) in Austin/Texas auftauchte und über autonome Autos, Apple und Google sprach, da hatte er sich vorher schnell noch Cowboy-Stiefel aus Straußenleder besorgt. Zetsche, der zuletzt 7,6 Millionen Euro im Jahr verdiente, möchte nicht mehr aussehen wie deutsche Manager jahrzehntelang aussahen.

Dr. Z, wie die Amerikaner den 63-jährigen seit seiner Zeit als Chrysler-Chef nennen, hat irgendwann beschlossen, unangepasst zu sein. Und es ist kein Zufall, dass die neuen Klamotten perfekt auf die neuen Themen der Autoindustrie abgestimmt sind. Sneakers statt handgenähte Budapester, das steht irgendwie auch für den Wandel vom alten Benzin-Straßenkreuzer hin zum autonom fahrenden Elektroauto.

So gesehen ist Zetsches neuer Stil eine Art Post-Diesel-Look. Die alte Diesel-Welt ablegen wie eine aus der Zeit gefallene Krawatte? Schön wär's. Zetsche, der so gerne seine Zukunftsvisionen diskutiert und schon seit Langem vom "Mobilitätsdienstleister" spricht, wenn er den Autobauer Daimler meint, wird jetzt vom alten Diesel wieder eingeholt. Seit Dienstag wissen sie in der Stuttgarter Konzernzentrale, dass Staatsanwälte gegen einzelne Mitarbeiter ermitteln. Es geht um Betrug, strafbare Werbung, es geht um Dieselautos und die Frage, ob auch hier - ähnlich wie bei Volkswagen - bei Abgasmessungen manipuliert wurde. VW, Audi - jetzt also auch Daimler?

Die Staatsanwaltschaft kommt einer Firma immer ungelegen. Für Zetsche, der die Nähe zu jungen IT-Firmen sucht und der eigentlich lieber über selbstfahrende Autos spricht als über die Stickoxid-Emissionen von Dieselmotoren, ist die Aufmerksamkeit der Ermittler besonders unangenehm. Nachdem der VW-Dieselskandal um falsche Abgasmessungen im September 2015 in den USA ans Licht gekommen war, blieb Zetsche erst einmal cool. Dieselaffäre? Das war etwas für die Wolfsburger, nicht für die Schwaben. "Wir halten uns grundsätzlich an die gesetzlichen Vorgaben und haben keinerlei Manipulationen an unseren Fahrzeugen vorgenommen", sagte er damals. Klarer hätte er das nicht formulieren können. Wir sind sauber, basta.

Zetsche ging es nicht nur darum, der Welt zu sagen, wie sauber er ist. Der Daimler-Boss befürchtete einen Flächenbrand, ausgelöst durch die Dieselaffäre bei VW. Der Großteil der Autos, die der Hersteller in den vergangenen Jahren verkauft hat, fährt mit Dieselmotor. Zetsches Sorge war durchaus, dass VW nicht nur sich selbst zerlegen könnte, sondern den Rest der Industrie gleich mit. Nun hat Zetsche seine eigenen Diesel-Sorgen. Da helfen auch die Sneakers nicht.

© SZ vom 24.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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