Profil:Daniel Schranz

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Daniel Schranz, erster CDU-Oberbürgermeister von Oberhausen seit 60 Jahren. (Foto: dpa)

Erster CDU-Oberbürgermeister von Oberhausen seit 60 Jahren.

Von Bernd Dörries

Seinen Mitschülern war immer klar, dass aus Daniel Schranz einmal etwas werden würde. In der Kirche machte er die Pläne für die Messdiener, in die Schule kam er schon als 16-Jähriger mit dem Aktenkoffer, seinen Ehrgeiz konnte er kaum verbergen. Dann wurde aber erst einmal ganz lange nichts Großes aus Daniel Schranz, er war einfach in der falschen Partei.

In Oberhausen in die Junge Union einzutreten, ist in dieser Stadt wahrscheinlich der größte Akt der Rebellion, den man sich denken kann. Jetzt hat Schranz, 40, noch einen drauf gesetzt und ist nach sechzig Jahren der erste Oberbürgermeister, der nicht der SPD angehört. Die hat die Stadt lange wie ihr Eigentum behandelt und dazu beigetragen, dass Oberhausen seit vielen Jahren immer wieder den Titel der Schuldenhauptstadt Deutschlands trägt.

"Zu viel Filz, zu wenig Transparenz, zu wenig Bürgerbeteiligung, zu hohe Steuern, zu wenig Spareifer in der Stadtverwaltung" - so hat es Schranz im Wahlkampf immer wieder erzählt und gleich sein Programm bis 2030 aufgestellt. Er will die Steuern für Unternehmen senken und die Genehmigungen für Gewerbegebiete schneller bearbeiten. Es klingt alles sehr einfach, leicht wird es aber nicht. Die Unternehmen stehen nicht vor den Stadtgrenzen, der Spielraum, um Steuern zu senken, ist nicht besonders groß. Sein Gegenkandidat von der SPD sparte als Kämmerer seit vielen Jahren, wo er konnte, setzte sogar die Vorschläge einer Unternehmensberatung um, was ihm wenig neue Freunde brachte. Aber auch Schranz hat letztlich nur eine überschaubare Anzahl von Unterstützern, die Wahlbeteiligung lag bei 36,7 Prozent, wovon 52,5 Prozent ihm die Stimme gaben - nicht einmal jeder fünfte Wahlberechtigte. Im 60-köpfigen Rat sieht er sich einer 30-Stimmen-Koalition aus SPD, Grünen und FDP gegenüber. Eine eigene Mehrheit hätte Schranz nur, wenn er CDU, Linke und Bürgerbündnis zusammenbekäme; zuzüglich seiner eigenen Stimme wären das 31. Aber wer die Sozialdemokraten aus dem OB-Büro drängt, kann auch das schaffen. "Unsere Stadt ist geprägt durch ehrliche, hart arbeitende Menschen, die auch Gegenwind kennen", sagt Schranz. Er meint damit auch sich selbst.

Seit 14 Jahren sitzt er im Rat der Stadt und hört schon genauso lange, dass man als Christdemokrat nichts wird in Oberhausen. Sein Durchhaltevermögen hat letztlich auch die Wähler beeindruckt. Sein Erfolg ist aber vor allem der Schwäche der SPD geschuldet, deren Wähler einfach keine Lust mehr hatten, weil sich nicht viel geändert hatte in den vergangenen Jahren. Die Stadt stagniert, in der Innenstadt gähnen einen leere Läden an. "Nicht die eigenen Innovationen oder Reformen haben Oberhausen über Wasser gehalten, sondern Transferleistungen von Land und Bund", sagt Schranz. Daran kann auch der neue OB nichts sofort ändern. Langfristig soll Oberhausen aber die beste Stadt im Ruhrgebiet werden, sagt er. Und eine christdemokratische dazu.

© SZ vom 15.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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