Profil:Christoph Nix

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Christoph Nix, Intendant in Konstanz, der nun einen Maulkorb verpasst bekam. (Foto: Patrick Seeger/picture alliance/dpa)

Intendant in Konstanz, der nun einen Maulkorb verpasst bekam.

Von Josef Kelnberger

Einfach Nix zu sein sei ja kein Zustand, sagt Christoph Nix mit einem Lachen. Also promoviert er mit seinen 60 Jahren gerade ein zweites Mal. Dr. Dr. Nix, klingt gleich besser. Wobei es ihm nicht um Titel geht. Er erweitert einfach gern, vom Nix aus gehend, seine Existenz. Die erste Dissertation schrieb er über Vereinigungsfreiheit im Strafvollzug, denn ursprünglich hat er das Juristenhandwerk gelernt. Er ließ sich dann zum Clown ausbilden, lernte Schauspielerei und Regie am Berliner Ensemble, stieg auf zum schillernden Intendanten, seit 2006 leitet er das Stadttheater Konstanz. Die zweite Dissertation handelt nun von "Theater und Kulturpolitik", er muss sie bald an der Universität Bern verteidigen. Viel Arbeit, und nun auch das noch: Nix muss sich selbst, und damit das Theater, gegen die Kulturpolitik verteidigen.

Auf den ersten Blick wirkt es wie eine lokale Sommerposse. Der für Kultur zuständige Bürgermeister von Konstanz hat dem Intendanten eine Art Maulkorb verpasst. Per Dienstanweisung wird angeordnet, dass Nix "öffentliche Verlautbarungen, Schreiben, Pressemeldungen etc." künftig vorzulegen habe. Die Stadtspitze fühlt sich beleidigt vom "Trojaner", einem von Nix herausgegebenen Heft. Alle drei gewählten Bürgermeister bedienten nur eine "Repräsentationskultur" und betrieben Politik ohne Inhalt, schreibt darin unter Pseudonym ein Autor, der nur Nix heißen kann. Nix vermutet, die Bürgermeister nähmen ihm Attacken auf TTIP und Banken krumm und spricht von "Zensur". Auch wenn er zum großen Theaterdonner neigen mag, so hat er doch im Kern recht: Hinter der Affäre steckt ein Angriff auf das politische Theater, das Christoph Nix pflegt.

Nix mischt sich ein. Das war bekannt, als sie ihn nach Konstanz holten. Als Intendant in Nordhausen gab Nix zum Beispiel dem Ost-West-Grenzgänger Armin Petras eine Bühne. Als Intendant am Staatstheater in Kassel musste er nach lokalpolitischen Turbulenzen weichen. Das Image des Bürgerschrecks mit der wilden Mähne eilte ihm auch voraus, als er sich in Konstanz bewarb; er wurde mit nur einer Stimme Mehrheit gekürt. Doch mittlerweile kann Nix Erfolge vorweisen. Zuschauerzahlen hat er von 70 000 auf mehr als 100 000 gesteigert, überregionale Aufmerksamkeit ist dem kleinen Haus gewiss. Als Nix 2011 seine Spielzeit unter dem Motto "Afrika - in weiter Ferne so nah" eröffnete, erschienen Henning Mankell und Frank-Walter Steinmeier, ein alter Freund.

Ob Konstanz zu klein ist für seine Ansprüche? Er sei ja selbst ein Junge aus der Provinz, sagt Nix. In einem kleinen Ort in Hessen ist er aufgewachsen, aber er entfaltet unbändigen Drang, die Welt zu erobern. Jura-Gastprofessur in Bremen, Promotion in Bern, Intendanz in Konstanz. All das bringt er unter einen Hut. Auch Romane hat er schon geschrieben. Sein Vertrag am Stadttheater läuft bis 2020, das gibt ihm Sicherheit. Nix geht jetzt erst einmal einer weiteren Leidenschaft nach: Segeln auf dem Bodensee.

© SZ vom 07.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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