Profil:Axl Rose

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Axl Rose: Hitzkopf, Chef von Guns 'n' Roses und neuer Sänger von AC/DC. (Foto: Andres Cristaldo/dpa)

Hitzkopf, Chef von Guns 'n' Roses und neuer Sänger von AC/DC.

Von Jens-Christian Rabe

Gerüchte, dass Axl Rose der neue Sänger von AC/DC werde, gab es seit Ende März. Da war der 54-Jährige in einem Studio in Atlanta bei einem Treffen mit der australischen Rockband gesehen worden. Jetzt ist es offiziell: Der Mann, der als William Bruce Rose Jr. am 6. Februar 1962 geboren wurde, als William Bruce Bailey in der amerikanischen Provinzstadt Lafayette, Indiana, in streng protestantischen Verhältnissen unter einem gewalttätigen Stiefvater aufwuchs und als Sänger der Band Guns 'n' Roses Mitte der 80er weltberühmt wurde, als vielleicht letzter Rock-Superstar, dem es nicht auch ein klitzekleines bisschen peinlich war, ein Rock-Superstar zu sein - dieser Axl Rose wird der neue Sänger von AC/DC. Zumindest bei den zwölf Auftritten der Band von Mai bis Juni in Europa und den zehn noch ausstehenden Konzerten in den USA. Der bisherige AC/DC-Sänger Brian Johnson musste aus der laufenden "Rock Or Bust"-Welttour aussteigen, weil die Gefahr bestand, die Strapazen könnten ihn sein Gehör kosten.

Dass ihn nun Axl Rose ersetzt, ist so überraschend wie zwingend. Überraschend, weil Rose derzeit eigentlich endlich mal wieder genug zu tun hat, denn Guns 'n' Roses sind zurück. Am 1. April stand der Sänger in Los Angeles zum ersten Mal seit 23 Jahren wieder mit Gitarrist Slash und Bassist Duff McKagan, zwei zentralen Mitgliedern der glorreichen Jahre, auf der Bühne. Eine Woche später folgten zwei große Guns 'n' Roses-Hallenkonzerte in Las Vegas, am vergangenen Samstag trat die Band beim Coachella-Festival in Kalifornien auf, und die große Stadiontour durch Amerika beginnt Ende Juni.

Zwingend ist das AC/DC-Engagement von Rose vor allem stimmlich. Sein Gesang, der ja im Grunde eher ein extrem druckvoll gepresstes Schreien ist, eine Art autoaggressiver Stimmbandfolter, wirkte ja immer schon stark beeinflusst vom Gesang des legendären zweiten AC/DC-Sängers Bon Scott und dessen nun abtretenden Nachfolgers Brian Johnson.

Wie sich Rose' notorischer Größenwahn mit der neuen Rolle als AC/DC-Ersatzsänger verträgt, ist natürlich die Frage. Die Demut, die der Zweitjob verlangt, verband man bislang eher nicht mit dem narzisstischen Hitzkopf. Rose ist bekannt dafür, während Gitarrensoli die Bühne zu verlassen, weil er es hasst, nicht im Mittelpunkt zu stehen. Seine Konzertabbrüche und die ungezählten, mitunter juristisch folgenreichen Prügeleien mit Fans, Freunden, Freundinnen, Security-Personal, Hotelangestellten und Bandmitgliedern gehören zum Weltkulturerbe der Popmusik.

Mit anderen Worten: Zwar haben AC/DC rund 200 Millionen Tonträger verkauft und damit gut doppelt so viele wie Guns 'n' Roses, und ein paar Jahre älter sind Angus Young und Co. auch - aber dass sich Axl Rose auf seine alten Tage noch für Zahlen interessiert, erscheint eher unwahrscheinlich. Die nächsten Monate könnten ein paar sehr lustige Rock-Schlagzeilen bringen.

© SZ vom 18.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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