Profil:Auma Obama

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Auma Obama, Halbschwester des US-Präsidenten mit einem Faible für Deutschland. (Foto: Axel Heimken/dpa)

Halbschwester des US-Präsidenten mit einem Faible für Deutschland.

Von Tobias Zick

Sie war unter den Ersten, die den US-Präsidenten am Flughafen von Nairobi zum Empfang herzlich umarmten; anschließend stieg sie zusammen mit ihm in seine gepanzerte Limousine. Unter den drei Dutzend Angehörigen, mit denen Barack Obama später in einem Hotel der kenianischen Hauptstadt dinierte, war sie diejenige, die ihm am nächsten steht - neben seiner 94-jährigen Stiefgroßmutter Sarah freilich, die ihm zuvor einen traditionellen Fischeintopf versprochen hatte, wenn er sich bei seinem Kenia-Besuch auch in ihrem Dorf am Viktoriasee blicken lasse.

Der Abstecher war aus Zeit- und Sicherheitsgründen nicht möglich, deshalb kam die Verwandtschaft in die Hauptstadt, und der Platz an der Seite des Staatsgastes gebührte seiner Halbschwester Auma Obama, 55, die kurz zuvor getwittert hatte: "Mein Bruder kommt nach Hause, und wir sind überglücklich. Willkommen, kleiner Bruder."

Sie schrieb "Bruder", nicht etwa "Halbbruder", denn in der Kultur der Luo, denen die Obama-Familie angehört, spielt es keine Rolle, dass die beiden zwar denselben Vater, aber unterschiedliche Mütter haben. Geschwister sind Geschwister, und als solche reisten Barack und Auma Obama schon 1988 gemeinsam in einem alten VW Käfer durch Kenia, auf den Spuren der gemeinsamen Vorfahren.

16 Jahre ihres Lebens hat Auma Obama in Deutschland verbracht, sie studierte - gegen den Willen ihres Vaters - Soziologie und Germanistik in Heidelberg und promovierte in Bayreuth - eine Zeit, die, wie sie selbst sagt, ihre Identität entscheidend mitgeprägt hat. Die hiesige Frauenbewegung habe ihr bewusst gemacht: "Hier habe ich eine Stimme." In Kenia hat sie später eine Stiftung namens "Sauti Kuu" gegründet, zu Deutsch "Starke Stimmen". Die will Kindern helfen, später zu selbstbewussten, finanziell unabhängigen Erwachsenen zu werden. Selbstbewusstsein, Eigenständigkeit, das ist ihr großes Thema, auch wenn es um das Verhältnis Afrikas zu Europa und den USA geht. Leidenschaftlich wehrt sie sich gegen die verbreitete Wahrnehmung der Afrikaner als arme Opfer, abhängig von westlicher Wohltätigkeit.

Bei dem gemeinsamen Dinner in Nairobi bat Barack Obama, 53, seine Verwandtschaft jetzt "um Vergebung" dafür, dass er sich bislang so selten in Kenia hat blicken lassen - und kündigte zugleich an, das werde sich nach Ende seiner Präsidentschaft ändern, dann habe er mehr Freiheiten und könne sich auch verstärkt "philanthropischen" Angelegenheiten widmen.

Auma Obama darf sich also wohl von 2017 an auf einen umso engagierteren Verbündeten in ihrem Engagement für Kenia und seine Kinder freuen - wobei sie weiterhin keinen Zweifel daran lassen wird, dass sie die Unterstützung durch ihren prominenten Bruder zwar schätzt, aber nicht darauf angewiesen ist. "Ich muss dagegen kämpfen", hat sie einmal gesagt, "dass mein Name eine größere Rolle spielt als das, was ich tue."

© SZ vom 27.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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