Profil:Alexander Kluge

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Deutscher Filmemacher, der sich nun in den Kunstmuseen präsentiert.

Von Catrin Lorch

Ist Alexander Kluge aus den Fernsehern in die Museen umgezogen? Diese Frage stellt sich nicht nur an diesem Montag, an dem er im Museum Brandhorst in München auftritt. Man kennt den im Jahr 1932 geborenen Juristen Alexander Kluge vor allem als Filmemacher von - raren - deutschen Klassikern wie "Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos", als Autor von filmtheoretischen Schriften und Büchern zur Kulturgeschichte. Aber vor allem aus dem Fernsehen, aus TV-Talks und Nachtprogrammen, wo er nach vielen Tausend Sendestunden den Status eines bundesrepublikanischen Universalgelehrten reklamierte und mit der Gründung der dctp (Development Company for Television Program) Ende der Achtzigerjahre unabhängige Programme im Privatfernsehen verankerte.

Die bildende Kunst ist Kluge nicht fremd, bislang hatte er es aber vor allem mit Gleichaltrigen zu tun. Kluge filmt mit Anselm Kiefer, veröffentlicht bei Suhrkamp gemeinsam mit Gerhard Richter Bücher. Nun hat der Kurator Hans Ulrich Obrist den Kontakt zur jüngeren Szene hergestellt, indem er ihn in der Londoner Serpentine Gallery bei einem Talk präsentierte. Aber wird Kluge nun Künstler? Nein, sagt er, er bleibe Filmemacher. Allerdings einer, dem sein Zuhause abhandengekommen sei, es gäbe ja kaum noch unabhängige Kinos in den Städten.

Die aktuellen Projekte für das Museum lassen Kluge wie verjüngt erscheinen. Gemeinsam mit Thomas Demand ist er in der Fondazione Prada in Venedig zu sehen. Im Herbst wird Kluge gleichzeitig den Württembergischen Kunstverein in Stuttgart bespielen und das Essener Museum Folkwang. Im vergangenen Jahr trat er für die amerikanische Künstlerin Sarah Morris vor die Kamera, jetzt arbeitet er mit ihr an einem gemeinsamen Film. Die Szenen, die er beisteuert, erinnern als Collagen aus Texten und Bildern allerdings vor allem an die langen assoziativen Monologe, die man aus dem Fernsehen kennt.

So schlägt das Werk nicht wirklich einen neuen Weg ein. Auch im Münchner Brandhorst-Museum, wo in einem Seitenkabinett der aktuellen Ausstellung der Malerin Kerstin Brätsch die filmischen "Fragmente für das Institut" von Alexander Kluge zu sehen sind, scheint er sich nicht wirklich für die Werke der Künstlerin zu interessieren. Er verwendet ihre Buntglasscheiben nur wie einen zusätzlichen Farbfilter, den er über seine sattsam bekannten Film-essays legt. Trägt das zur Kunst etwas bei?

Das ist für den Filmemacher offensichtlich nicht die Frage. Um es mit dem Titel einer Kluge-Ausstellung in Barcelona im vergangenen Jahr zu sagen: In den "Gärten der Kooperation" wuchert noch einiges. Schon weil Alexander Kluge es offensichtlich schätzt, sein eigenes Werk mit prominenten Künstlernamen zu bereichern. Und noch spielen Künstler mit: Anselm Kiefer hat karstige Bruchstücke geschickt, Georg Baselitz ein paar Pinselschwünge. Die werden jetzt effektsicher in Kluge-Filmen eingeblendet.

© SZ vom 19.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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